Sichtbare Schönheit als Ausdruck der Seelenkultur.
oder seines Geistes zum Ausdruck bringt, oder
wenn sich in dem Gegenstand die Erinne-
rung an den Geber manifestiert, so haben wir
eine vielfache Seelen Verknüpfung, durch die
der Geist der Dinge oder die heimlichen Lieder
darin zum eigenen Herzen sprechen. Indem wir
auf den „Geist" sehen, der verborgen in der
Sache lebt, unterscheiden wir schon zwischen
den Dingen, die im hohen Grad geistig geladen
sind, wie künstlerische Werke überhaupt, und
jenen anderen Dingen, die gleich der Fabriks-
ware als Reproduktionswert oder Facsimile
diese Gnaden nur im geringen Maße besitzen,
ganz abgesehen von den häßlichen Dingen, die
den Geist der Niedrigkeit und Verworrenheit
atmen und die beglückende Erlösungsmacht
edler Schöpfungen nicht besitzen. Wir müssen
uns von diesem bösen Geist, der sich immer in
schlechter oder disharmonischer Form bietet,
sehr wohl hüten; auch die scheinbar toten
Dinge haben eine Schicksalsmacht und können
uns auf eine unheilsame Weise beeinflussen.
Denn die scheinbar toten Dinge sind vermöge
ihrer Geistnatur doch zugleich auch lebendige
Wesen, wie es der Baum ist oder der Fels und
sie wirken kraft des psychischen Gesetzes,
dessen Ausdruck sie sind, weiter. — Das gött-
liche Gesetz, das jeder menschlichen Schöpfung
zugrunde liegt, ist das-
selbe, das nach Gottes
Wort: ES WERDE allem
Welt- und Naturgesche-
hen zugrunde liegt. Es
war eine geistige Kraft,
die das Chaos entwirrte
und eine Veste, eine Tren-
nungslinie zwischen Land
und Wasser, zwischen
Himmel und Erde errich-
tete und dennoch in allen
Teilen die heimlich fluten-
de, verbindende und ewig
hervorwirkende Geistes-
kraft blieb, die die un-
erschöpfliche Mannigfal-
tigkeit des Werdens in
der Natur und in der
menschlichen Seele be-
wirkt. Nichts ist Wieder-
holung, alles ist Entwick-
lung. Die ganze Welt mit
ihren Sphären und was
auf Erden geschieht und
in der geistigen Werk-
statt des Künstlers oder
in der schöpferischen
Seele , befindet sich in rich. l. f.
einem fortwährenden Flusse, der immer die-
ses eine göttliche Geheimnis der Zeugung in
stets neuen und wechselnden Formen hervor-
spiegelt. Der ewig wandelbare Ausdruck der
Form ist der vielfache Reflex des unwandel-
baren verborgenen Antlitz Gottes oder seines
geistigen, schöpferischen Atems. Nie kehrt das
Gleiche wieder, die Sterne wandeln, und die
Sterne in der Brust haben in jeder einzelnen
Individualität, in jedem neuen menschlichen
Leben eine andere Konstellation. Sie geben
jeder Seele ihr eigenes Ausdrucksgesetz. Und
diese Tatsache allein sichert uns im mensch-
lichen Schaffen, in der Kunst ein ewig neues
Hervorbringen, dessen einziger Maßstab die
Individualität des Künstlers ist. Der Künstler
ist frei, wenn er nicht der Schulsatzung, sondern
seinem Genius folgt, dem Gebot, das in seinem
Seelen-Ich geschrieben steht.
Gewiß haben ganze Zeiten oder bestimmte
Völker ihre besonderen Imperative und ihre
eigenen Charakterzüge; aber von jenen all-
gemeinen Grundlinien abgesehen, die den Künst-
ler als Sohn einer bestimmten Zeit oder eines
bestimmten Volkes erkennen lassen, muß er
mit jener inneren Freiheit aus seiner besondern
seelischen Individualität heraus schaffen oder
wirken können, wenn anders seine Werke von
„ewiger" Dauer sein sol-
len, das heißt, wenn der
Atem Gottes, jene gei-
stige Ideenkraft, in ihnen
lebendig pulsieren soll.
Es sind die höheren him-
melgeborenen Intelligen-
zen, die dem Künstler
verliehen sind, als ein
seelisch Gegebenes; man
spricht darum ganz richtig
von Begabungen, die
natürlich je echter, desto
verschiedenartiger sind.
Begabung ist individuell;
und nur die Individualität
ist schöpferisch. — Von
diesem tiefsten Punkt aus
müssen wir, ob wir nun
Künstler sind oder nicht,
unser Verhältnis zur Um-
welt innerlich regeln, und
dafür kann ich außer die-
sem allgemeinen Hinweis
kein Rezept geben. Wohl
aber ein persönliches Bei-
spiel, das gleich wieder
die Aufforderung enthält,
jeder müsse anstatt nach-
SCHULZ. »ELEKTRISCHE STEHLAMPE«
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oder seines Geistes zum Ausdruck bringt, oder
wenn sich in dem Gegenstand die Erinne-
rung an den Geber manifestiert, so haben wir
eine vielfache Seelen Verknüpfung, durch die
der Geist der Dinge oder die heimlichen Lieder
darin zum eigenen Herzen sprechen. Indem wir
auf den „Geist" sehen, der verborgen in der
Sache lebt, unterscheiden wir schon zwischen
den Dingen, die im hohen Grad geistig geladen
sind, wie künstlerische Werke überhaupt, und
jenen anderen Dingen, die gleich der Fabriks-
ware als Reproduktionswert oder Facsimile
diese Gnaden nur im geringen Maße besitzen,
ganz abgesehen von den häßlichen Dingen, die
den Geist der Niedrigkeit und Verworrenheit
atmen und die beglückende Erlösungsmacht
edler Schöpfungen nicht besitzen. Wir müssen
uns von diesem bösen Geist, der sich immer in
schlechter oder disharmonischer Form bietet,
sehr wohl hüten; auch die scheinbar toten
Dinge haben eine Schicksalsmacht und können
uns auf eine unheilsame Weise beeinflussen.
Denn die scheinbar toten Dinge sind vermöge
ihrer Geistnatur doch zugleich auch lebendige
Wesen, wie es der Baum ist oder der Fels und
sie wirken kraft des psychischen Gesetzes,
dessen Ausdruck sie sind, weiter. — Das gött-
liche Gesetz, das jeder menschlichen Schöpfung
zugrunde liegt, ist das-
selbe, das nach Gottes
Wort: ES WERDE allem
Welt- und Naturgesche-
hen zugrunde liegt. Es
war eine geistige Kraft,
die das Chaos entwirrte
und eine Veste, eine Tren-
nungslinie zwischen Land
und Wasser, zwischen
Himmel und Erde errich-
tete und dennoch in allen
Teilen die heimlich fluten-
de, verbindende und ewig
hervorwirkende Geistes-
kraft blieb, die die un-
erschöpfliche Mannigfal-
tigkeit des Werdens in
der Natur und in der
menschlichen Seele be-
wirkt. Nichts ist Wieder-
holung, alles ist Entwick-
lung. Die ganze Welt mit
ihren Sphären und was
auf Erden geschieht und
in der geistigen Werk-
statt des Künstlers oder
in der schöpferischen
Seele , befindet sich in rich. l. f.
einem fortwährenden Flusse, der immer die-
ses eine göttliche Geheimnis der Zeugung in
stets neuen und wechselnden Formen hervor-
spiegelt. Der ewig wandelbare Ausdruck der
Form ist der vielfache Reflex des unwandel-
baren verborgenen Antlitz Gottes oder seines
geistigen, schöpferischen Atems. Nie kehrt das
Gleiche wieder, die Sterne wandeln, und die
Sterne in der Brust haben in jeder einzelnen
Individualität, in jedem neuen menschlichen
Leben eine andere Konstellation. Sie geben
jeder Seele ihr eigenes Ausdrucksgesetz. Und
diese Tatsache allein sichert uns im mensch-
lichen Schaffen, in der Kunst ein ewig neues
Hervorbringen, dessen einziger Maßstab die
Individualität des Künstlers ist. Der Künstler
ist frei, wenn er nicht der Schulsatzung, sondern
seinem Genius folgt, dem Gebot, das in seinem
Seelen-Ich geschrieben steht.
Gewiß haben ganze Zeiten oder bestimmte
Völker ihre besonderen Imperative und ihre
eigenen Charakterzüge; aber von jenen all-
gemeinen Grundlinien abgesehen, die den Künst-
ler als Sohn einer bestimmten Zeit oder eines
bestimmten Volkes erkennen lassen, muß er
mit jener inneren Freiheit aus seiner besondern
seelischen Individualität heraus schaffen oder
wirken können, wenn anders seine Werke von
„ewiger" Dauer sein sol-
len, das heißt, wenn der
Atem Gottes, jene gei-
stige Ideenkraft, in ihnen
lebendig pulsieren soll.
Es sind die höheren him-
melgeborenen Intelligen-
zen, die dem Künstler
verliehen sind, als ein
seelisch Gegebenes; man
spricht darum ganz richtig
von Begabungen, die
natürlich je echter, desto
verschiedenartiger sind.
Begabung ist individuell;
und nur die Individualität
ist schöpferisch. — Von
diesem tiefsten Punkt aus
müssen wir, ob wir nun
Künstler sind oder nicht,
unser Verhältnis zur Um-
welt innerlich regeln, und
dafür kann ich außer die-
sem allgemeinen Hinweis
kein Rezept geben. Wohl
aber ein persönliches Bei-
spiel, das gleich wieder
die Aufforderung enthält,
jeder müsse anstatt nach-
SCHULZ. »ELEKTRISCHE STEHLAMPE«
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