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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 39.1916-1917

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Corwegh, Robert: Von der Kunst des Dekorierens
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https://doi.org/10.11588/diglit.8535#0437

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Von der Kunst des Dekorierens.

PROFESSOR OTTO PRUTSCHER—WIEN. »SPEISEZIMMER-SCHRANK IN EICHEN«

sie geworden. Wir wollen fortan sie nicht
missen, wir wollen aber nicht, daß sie unsere
Räume überwuchern. Dies Vielerlei soll sich
als einheitliche Bestimmung und Stimmung un-
serer Wohnung fügen. Um sie der Einheitlich-
keit dienstbar zu machen, müssen sie sich fortan
bestimmten Prinzipien der Auslese unterord-
nen. Erst unter diesem Prinzip, unter der Ge-
bundenheit seiner Einheit wird aus dem früheren
Chaos, aus der Anarchie des einstigen Tapezier-
dekorateurs, die Kunst des Dekorierens.

Nach verschiedenen Prinzipien läßt sich die
Harmonie herstellen, wir nennen als die wich-
tigsten: Linie, Stile und Farbe. Die Linie wird
beim Raffen von Vorhängen, beim Einordnen
von Büchern in Regale, beim Aufstellen von
Gläsern auf Borde oder in Vitrinen eine ge-
wisse und nicht unbedeutende Rolle bean-
spruchen, aber das Spiel der Linie kann nicht
ausschlaggebend sein, ebenso wenig wie die

Einheit des Stils. Stileinheit und Stilechtheit
läßt sich in einer Wohnung wegen der Forde-
rungen des alltäglichen Lebens nicht erzwingen.
Was wir aber immer erreichen können, ist der
Zusammenklang der Farben in jeder Grup-
pierung. Durch das Überwiegen der Malerei
unter den bildenden Künsten ist in jahrelanger
Gewöhnung unser Auge für Farbwerte so ge-
schult, daß wir den Wert der Farbigkeit gerade
in unserer nächsten Umgebung beachten. Dabei
wissen wir genau, wie in der modernen Musik,
neben dem Gleichklang die Dissonanz zu nützen.
Wir können den bunten Farbenfleck, der aus
der Umgebung herausspringt und sie unter-
drückt, in gewissem Sinne zurückdrängt, ganz
anders als die Malerei selbst verwenden, weil
Licht und Luft vermittelnd mitwirken, wie auf
dem bunten Blumenteppich einer Wiese, wo
niemals irgend eine leuchtende Farbe das Ge-
samtbild stört. — Bei kleineren Aufgaben des
 
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