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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 43.1918-1919

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Beringer, Joseph August: Emil Lugo 1840-1902
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https://doi.org/10.11588/diglit.9119#0290

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Emil Lugo 1840-/902.

EMIL LUGO. »IN DER CAMPAGNA« 1873. KARTON. BESITZER UNBEKANNT.

letzte Einzelheit genaue Durchbildung der Vor-
dergründe , wie stark und eigenwillig seine
„deutsche Verliebtheit ins Detail" sich mit
seinem Färb- und Raumgefühl auseinanderzu-
setzen begann. Hier schon ringen sich in der
Rhythmik, mit der er die Massen anordnete und
dynamisch gliederte, seine aus dem Geiste der
Musik geborenen Grundanschauungen in der
Bildkunst durch. Sie sind eine Folge seiner im
musikalischen Elternhause empfangenen und
durch die Karlsruher Eindrücke von Gluck und
Beethoven gesteigerten und geklärten Anreg-
ungen. Der unbestimmte und unbestimmbare
Gefühlsschwung des Musikalischen, das Roman-
tische, Schweifende verlangte in Lugo nach
Festigung, nach Klärung und Gesetzlichkeit.
Diese fand der Künstler während seines vier-
jährigen Aufenthaltes in Italien. Schon in
München und in Dresden, wo in den dortigen
Galerien die alten Meister so vernehmlich zu
ihm gesprochen haben, und auch zu Weimar
durch des älteren Preller eindrucksvolle Aus-
lassungen war bewirkt worden, daß die nor-

dischen Nebel sich zu verflüchtigen und zu
durchlichten begannen. Alles Weiche, Zarte,
Gefühlvolle, Empfindsame wandelte sich zu
Größe und Erhabenheit angesichts der unge-
heuer bestimmten und klaren Natur und
Menschheit und der in Rom einzigartigen, von
allen Kleinlichkeiten freien Kunst jeder Art,
vor allem aber vor den herrlichen Werken
Claude Lorrains. Lugos Bildwerke der 70 er
Jahre wurden zu einem „ungeheuren Organis-
mus". Hier in Rom, vor der Einfachheit und
erschöpfenden Größe der Natur, der Kunst
und der Menschen, weht es ihn „wie frische
Gebirgsluft aus ewigen Höhen" an. Die
„ewige Stadt" brachte Lugo die „menschliche
und künstlerische Freiheit". Wie aus Erz ge-
gossen stehen die Werke der 70er Jahre neben
den Schöpfungen der 60 er Jahre, mehr gezeich-
net, als gemalt, und doch von großartigem
Schwung in Gestalt und Raum.

Diese Wendung zur Bestimmtheit, das im
Rhythmischen straffe Gefühl für die Setzung
und Verteilung der Akzente, diese Wucht im
 
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