Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 67.1930-1931

DOI Artikel:
Esswein, Hermann: Zur Frage der grossen Kunstausstellungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7202#0028

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zur Frage der großen Kunst-Ausstellungen

selben Verlegenheiten der Öffentlichkeit gegen-
über und ganz bestimmt derselbe Mißerfolg.

Dem, was die große Kunstausstellung, die
offizielle wie die inoffizielle, meint und will,
stehen heute harte traurige Tatsachen entgegen.
Das Publikum, das durch ihre Räume hindurch-
passiert, und durch dessen Eintrittsgelder die
Unkosten natürlich nicht gedeckt werden, ge-
schweige denn, daß ein den Ausstellern direkt
zugute kommender Überschuß erzielt würde,
ist längst kein Kreis von kaufwilligen Interes-
senten, von sachkundigen Kunstfreunden mehr,
sondern einfach eine Schar von Schaulustigen
wie vor irgendeiner Jahrmarktssensation. Die
meisten Leute kommen wie etwa in ein Lach-
kabinett und benehmen sich entsprechend. Ihr
ganzer Kunstsinn und Kunstgenuß besteht in
der immer wieder erneuten erheiterten Fest-
stellung aller der wunderlichen formalen Diffe-
renzen der ausgestellten Gebilde von dem, was
sie für schön und vor allem für natürlich halten.
Der Künstler ist für sie nichts weiter als ein
grotesker Hanswurst, dem man als Trinkgeld

den Betrag für die Eintrittskarte zuwirft. Eine
dieser komischen Schildereien um einen vier-
stelligen Betrag anzukaufen, für den man heute
schon den schönsten Sechssitzer bekommt, bei
dieser Zumutung würde sich die Heiterkeit
dieser Kategorie von Ausstellungsbesuchern in
zornige Entrüstung verwandeln. Eine Minder-
heit der Besucher, ich schätze etwa 10 u/o,
kommt in ernsthafter und ehrenwerter Gesin-
nung, versteht, vermag die Spreu vom Weizen
zu sondern und wäre förderungswillig, wenn
diese intelligente und wohlmeinende Publikums-
schicht ökonomisch nur irgend imstande wäre
zu helfen. Der Handel deckt seinen, ungemein
geringen, Bedarf längst nicht mehr in den Aus-
stellungen, die also letzten Endes nur dazu gut
sind, den staatlichen und städtischen Ankaufs-
kommissionen den Weg in die Ateliers zu er-
sparen. Auf zehn Ankäufe dieser Wohlfahrts-
instanzen kommt noch kein privater Ankauf.

Um den ideellen Nutzen der großen Kunst-
ausstellung ist es nicht anders bestellt. Der
Künstler geht mit seinem Werk an die Öffent-
 
Annotationen