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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 67.1930-1931

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Esswein, Hermann: Zur Frage der grossen Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7202#0033

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Zur Frage der großen Kunst-Atcsstellungen

ERNST HUBER—WIEN

zelner, mit denen sich liebevolle Betrachtung
hie und da eingehender befassen kann, tut
wieder dem Massen - Geltungsbedürfnis nicht
genug und kann zudem auch unabhängig von
der Massenausstellung durchgeführt werden.

Die großen Kunstausstellungen sind überlebt,
sind sinn- und zwecklos geworden. Eine in-
timere Form der Kunstdarbietung einzubürgern,
qualitativ erlesene, quantitativ eng begrenzte
Einzel- und Gruppenausstellungen nach per-
sönlicher Auslese neutraler Veranstalter, ist
schon lange das Bestreben staatlicher und städ-
tischer Kunsthallen und des nicht rein merkan-
til eingestellten, von kulturellem Ehrgeiz noch
nicht völlig verlassenen Handels. Trotzdem
wird man es sich angesichts der furchtbaren
Notlage tausender von Künstlern überlegen,
die Verwaltungsstellen zu radikalen Schritten
zu ermuntern. Die hoffnungslos proletarisierte
Masse der Künstlerschaft, die heute auch in
kunsthandwerklichen Erwerbszweigen nicht
mehr unterzukommen vermag, da auch diese
ßetätigungsformen durch die unabsehbar an-
dauernde Wirtschaftskrise lahmgelegt sind, wird

»HÄUSER IM BÖHMER WALD «

stets geltend machen, daß der Staat, welcher
kultureller Repräsentation zuliebe Akademien
und Kunstschulen unterhält, auch verpflichtet
sei, die Zöglinge dieser Staatsanstalten und
natürlich erst recht die Opposition gegen ihren
veralteten Geist, ja schließlich jeden, der sich
Künstler nennt und diesen Anspruch durch die
Mitgliedskarte des Reichsverbands zu belegen
vermag, über Wasser zu halten habe. Andere
freie Berufe dürfen auch nicht entfernt daran
denken ähnliche Ansprüche an die Allgemeinheit
geltend zu machen, doch mag wie gesagt der
Künstlerschaft noch ein Mehrfaches der heute
bereits gebotenen staatlichen und kommunalen
Beihilfen gern gegönnt sein, wenn sich nur Wege
finden lassen, diese Mittel wirklich fruchtbar
anzuwenden und die völlig sinnlose, dem Berufs-
stand als solchem schließlich abträgliche Über-
produktion einzudämmen, oder sie doch wenig-
stens aus der offiziellen Kunstöffentlichkeit
auszuschalten.

Handelt es sich um bloßes Ausstellen, an die
Öffentlichkeit bringen dessen, was die Künstler-
schaft selbst für marktfähige und lebensfähige

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