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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 67.1930-1931

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Rochowanski, Leopold W.: Wohnhaus Stefan v. Auspitz - Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.7202#0057

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H. WAGNER-FREYNSHE1M

»VILLA ST. VON A. BEI WIEN«

WOHNHAUS STEFAN v. AUSPITZ-WIEN

Es ist besonders erfreulich, wenn sich die
Neigung eines Kunstfreundes den Erschei-
nungen unserer Zeit zuwendet. Denn nur aus
der sichtbaren Bekennerschaft zu den gegen-
wärtigen lebendigen Künsten kann die so
dringend notwendige Förderung der schöpfer-
ischen und wirtschaftlichen Kräfte gewonnen
werden. Auf das Konto des neuen Geistes ge-
hört auch das Wohnhaus, das sich der Wiener
Kunstsammler Stefan v. Auspitz erbauen ließ.
Die Aufgabe fiel dem Wiener Architekten Hel-
mut Wagner-Freynsheim zu, auf dessen Hotel-
bautypen ich bereits gelegentlich der Internatio-
nalen Architektur-Ausstellung hinwies.

Es stand ein wunderbarer Baugrund an der
Peripherie der Stadt, in Oberdöbling, zur Ver-
fügung, nur mußte das Gebäude zurückrücken,
da ein Vorgarten von sechs Meter Tiefe alte
Bauvorschrift ist. Der Grundriß ergab sich aus
der Bestimmung, wurde von den Bedürfnissen
eines Junggesellen abgelesen. Das Hauptgewicht
wurde auf einen großen Wohnraum gelegt. Die
übrigen Räume, der Speiseraum, das Schlaf-
zimmer, Gastzimmer und die Nebenräume sind
nicht nur in der Flächengröße entsprechend
verschieden, sondern es wurden auch die Höhen-
maße differenziert. Daraus entstand eine natür-

liche Frische, die sich in gleicher Weise auf
die äußere Form des Hauses auswirkte. Das
organische Wachstum der Räume machte aber
nirgends behindernde Treppen oder Stufen not-
wendig, es wurde durchwegs gleiches Niveau
gehalten. Nur das Dienerzimmer liegt im
Zwischenstock, in gleiche Entfernung gebracht
zu den Bedürfnissen von Erdgeschoß und erstem
Stock, und auch mit dem Kontrollblick auf die
Eingangspforte des Gebäudes.

Die verbaute Fläche beträgt 155 qm, doch
durch die Terrassen und das flache Dach wurde
die Wohnfläche fast verdoppelt. Die Wohn-
terrasse im Parterre ist teilweise verglast, ebenso
die dem Schlafzimmer im ersten Stock vorge-
lagerte Terrasse, die im Sommer auf bequeme
Weise zum Schlafraum gemacht werden kann.

Die Gestaltung der einzelnen Räume ist mit
Hilfe diskreter Farbenbetonungen vollzogen.
Die Wände des großen Wohnraumes sind mit
grünem japanischen Gras bespannt. Die Decke
aus Sperrhölzern ist in rotem Schleiflack, der
Boden ist ein Riemenboden aus drei verschie-
denen Hölzern. DieeingebautenBücherschränke
und Tische sind aus Makassar-Ebenholz. Der
Raum hat keine Deckenbeleuchtung, aber außer
Leselampen sind Lichtquellen in den Ecken.

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XXXIV. Oktober 1930. 6
 
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