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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 67.1930-1931

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R., H.: Mobiliar der Gegenwart
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https://doi.org/10.11588/diglit.7202#0067

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MOBILIAR DER GEGENWART

Das behagliche Zimmer — der Ton auf dem
Beiwort — wird immer ein Wert bleiben,
der nie völlig seinen Kurs verliert. Auch heute
stehen neben den Möbelformen, die vorwiegend
„Gesinnungsträger" sind — streng, karg, nüch-
tern — die verbindlicheren Formen, die den
Hauptnachdruck auf Liebenswürdigkeit und
Behagen legen. Sie erfüllen eine notwendige
und schätzbare Funktion. Sie sichern die Ver-
bindungen jener Formen, die aus der Vision
einer neuen Zukunftskultur stammen, nach rück-
wärts. Die neuen Formelemente setzen sich in
ihnen gleichsam zur Ruhe, sie suchen auf dem
unaufhörlichen Marsch der Zukunft entgegen
einen Punkt des entspannten Verweilens dar-
zustellen. Sie kehren dem Menschen, der vom
gestern ins morgen hinüberleben will, ein freund-
liches Gesicht zu. Der erreichte zivilisatorische
Stand im Wohnen ist ihnen die Hauptsache.
Sie geben der Wohnung moderne Akzente,
aber sie erkennen im übrigen die geläufigen
Wohnungsansprüche des Kulturmenschen als

maßgebend an. — Damit ist die Aufgabe um-
schrieben, die sich ein Raumkünstler wie Paul
Läszlö in dem hier abgebildeten Räume gestellt
hat. Man wird den modernen Zug zur Be-
stimmtheit und Knappheit der Form nicht ver-
missen und doch daneben eine weiche Abge-
schliffenheit der Linien (Bett, Sofa, Schrank)
angenehm empfinden. Demselben Bedürfnis
kommen die gefältelten Stoffbahnen an der
Wand, die elastischen Linien der Sitzpolster,
nicht zuletzt auch die Farben entgegen: Silber-
grau an der Tapete und an der Chinaseide der
Vorhänge, helleres und gedeckteres Blau an
den Schleiflackmöbeln und im Bodenbelag.
Auch der Gewebekünstler Läszlö ist beteiligt:
der Stoff der Steppdecke, apart gemustert, ist
nach seinen Entwürfen angefertigt.

Man kann dem modernen Wohnraum nach-
rühmen, daß er eine ganze Reihe vielseitiger
Form-Motive in die Welt gestellt hat, die sich
in strengerer wie in verbindlicherer Auffassung
überall ganz ausgezeichnet bewähren. . h. r.

PAUL LASZLO—STUTTGART. »AUS NEBENSTEHENDEM SCHLAFZIMMER«

xxxiv. Oktober 1930. 1 '
 
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