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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 67.1930-1931

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Pfister, Kurt: Amerikanische Kunst 1730 bis 1930: Ausstellung im Münchner Kunstverein
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https://doi.org/10.11588/diglit.7202#0178

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Amerikanische Kirnst 1J30 bis ipjo

george w. bellows (1882-1925)

zistische und romantische Evolution, die pay-
sage intime Corots und der Schule von Barbizon,
der Realismus Courbets, die Lehren der Düssel-
dorfer und Münchner Akademie, von der u. a.
Duvenek und Chase ausgingen, der Impres-
sionismus Monets und seines Kreises, die um
die Jahrhundertwende stark betonten sezessio-
nistischen Stiltendenzen, die bei uns in Jugend-
stil und Scholle sich ausprägten. Die Bildnis-
schöpfungen Thomas Eakins, die Impressionen
James Whistlers, die repräsentativen Porträts
des bekannten John Sargent ragen als immer-
hin persönliche Formungen von koloristischem
und rhythmischem Eigenklang hervor. Auch die
nachimpressionistische Kunst der Vereinigten
Staaten schließt sich den verschiedenen europä-
ischen Bewegungen an. Der Einfluß, den M a t i s s e
auf zahlreiche Begabungen der jüngeren ameri-
kanischen Generation ausübt, ist unverkennbar.

Eine gewisse charakteristische Sondernote,
die in dieser Ausstellung leider nur durch wenige
Beispiele belegt wird, bringen die Arbeiten der
Neger undlndianer. Gerade die indianische

»sandbarren« (brooklyn-museum)

Kunst scheint durch das benachbarte Mexiko
stark beeinflußt zu sein, wo wiederum Spuren
des spanischen Barock des 17. und 18. Jahr-
hunderts deutlich werden. Einige dieser mexi-
kanischen Tafeln, Santos genannt, zeigen merk-
würdige Analogien zu den byzantinisch-russi-
schen Ikonen.

Die zweihundertjährige Entwicklung der
amerikanischen Malerei weist keine landschaft-
liche und volkhafte Eigenart auf, wie sie jeder
europäische Kulturstaat in größerem oder
kleinerem Ausmaß zeigt, und differenziert sich
nur in bescheidenen Nuancen von der schöp-
ferischen Produktion des Abendlandes. Ein ana-
loges Bild zeigt das plastische und architektoni-
sche Schaffen im 19. Jahrhundert. Nurinderetwa
seit der Jahrhundertwende geschaffenen Groß-
architektur, von der eine vom American
Institute of Architects zusammengestellte
Sammlung von Plänen und Interieurs eine aus-
gezeichnete Anschauung vermittelt, dokumen-
tiert sich die soziologische und zivilisatorische
Eigenart des großen Landes. . dr. kurt pfister.
 
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