Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 67.1930-1931

DOI Artikel:
M., W.: Zur Krise der Kunstausstellungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7202#0202

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zur Krise der Kunstausstellungen

Lebensstimmung, eines Triebes, einer Kraft.
Viele Kunstwerke beieinander sind doch eine
wirkliche Volksversammlung, in der Jeder sich
äußert — und zwar so, daß wir die Meinungen
nacheinander in Ruhe abhören können. Wer
darf behaupten, das gehe ihn nichts an? Er
erfährt doch Wirkliches. Mögen die Fälle
des Versagens auch die Fälle des Gelingens
weit überwiegen: gehört denn nicht auch das
Versagen zu unserer Zeit, die Irrtümer, die
Kompromisse? Liegt nicht auch in ihnen etwas
von der Realität des Heute? Was treibt sich
auf denkerischem, auf politischem und religiö-
sem Gebiet nicht Alles an Meinungen, Leiden-
schaften, Stellungnahmen unter uns herum! Ist

es nicht von höchstem Wert, diese Dinge wenig-
stens summarisch zu kennen — damit wir wissen,
wo unsere Gegenwart steht, woran sie leidet,
was sie träumt? Hilft uns eine Einsicht in diese
Wirklichkeit nicht zu einem klaren Urteil, zu
einem richtigen Ansatz unserer eigenen Arbeit?

Es würde ein hochwichtiges Hilfsmittel unsrer
heutigen Zeitorientierung verschwinden,
wenn die großen Kunstausstellungen ver-
schwänden. Selbst wenn man ihre wirtschaft-
liche Funktion und ihren Ertrag an Kunsterleb-
nissen so ungebührlich gering anschlägt, wie es
heute manchmal geschieht: sie müssen beibe-
halten werden als unersetzliche Materialsamm-
lungen zur laufenden Geistesgeschichte, w. m.

>WEIHNACHTSTELLER« DER PORZELLAN-MANUFAKTUR-BERLIN

MALEREI: KLARA LANGEN—BERLIN
 
Annotationen