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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 67.1930-1931

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Ehrendorfer-Skarica, Fini: Der 70. Geburtstag von Dr. Alexander Koch
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https://doi.org/10.11588/diglit.7202#0226

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Der 70. Geburtstag von Dr. Alexander Koch

das beglückende Gefühl in sich tragen, daß Ihr
Streben, wie selten eines, von Erfolg gekrönt war.

Daß es Ihnen vergönnt sein möge, in unge-
brochener Kraft noch lange Jahre weiter zu
wirken, ist der Wunsch, der mich heute beseelt.

Mit hochachtungsvoller Begrüßung Ihr
Adelung

»

Das Handschreiben des Herrn Oberbürger-
meisters lautet:

Zu Ihrem 70. Geburtstag möchte ich nicht
versäumen, Ihnen namens unserer Stadt die
herzlichsten Glückwünsche zu übermitteln! Als
Ihnen vor drei Jahren, am 1. Januar 1928, an-
läßlich Ihres 40 jährigen Verlagsjubiläums aus
der ganzen Welt von den prominentesten Per-
sönlichkeiten des öffentlichen Lebens und von
den namhaftesten Künstlern und Kunstfreunden
Beweise herzlichster Anerkennung zugingen,
hat sich so recht gezeigt, welche Bedeutung
Ihre Persönlichkeit und Ihr Lebenswerk für die
Kunst und das Kunstgewerbe und darüber hin-
aus für eine verfeinerte ästhetische Lebens-
auffassung hat. Und inzwischen hat sich darin
nichts geändert, mögen die Stürme unserer Zeit
sich noch so rasend gebärden!

Ihre Vaterstadt — als solche darf sich Darm-
stadt doch wohl heute bezeichnen, — ist stolz
auf Sie, und ich kann nur hoffen und wünschen,
daß es Ihnen bei Ihrer beneidenswerten Tat-
kraft und Frische noch lange vergönnt sein
möge, an der Spitze Ihres Verlags ein so her-
vorragender Förderer deutscher Kunst und Kul-
tur zu sein, wie bisher!

Mit dem Ausdruck meiner ausgezeichneten
Hochachtung und mit verbindlichsten Grüßen
Ihr ergebener
Mueller, Oberbürgermeister

*

Ein besonderes Dokument dieser Geburts-
tagsfeier aber ist das „Goldene Buch" der
Glückwünsche, die aus allen Kulturstaaten der
Welt dem Jubilar zugeflogen sind. Künstler
und Schriftsteller, Architekten, Kunstforscher
und Vertreter der Kunstindustrie aus dem In-
und Ausland haben teils in Worten der Zustim-
mung und Begeisterung, teils in entzückenden
Originalzeichnungen die Gefühle der Verehrung
für den Jubilar zum Ausdruck gebracht. In drei
stattlichen, über 200 Blätter umfassenden Bän-
den, bilden sie eine kostbare Gabe: ein Gedenk-
mai für den Jubilar und sein Haus, eine Samm-
lung wertvoller künstlerischer und geistiger
Leistungen, eine Bekundung der Denkweise
wichtiger Zeitgenossen nach der rein mensch-
lichen Seite. Ob es sich um ausführliche Be-

trachtungen handelt oder nur um kurze Worte
des Ernstes: alle diese Bekundungen sind von
der gleichen Herzlichkeit getragen. Sie tun dar,
daß Alexander Koch zu den weithin sichtbaren
Gestalten der heutigen Kulturwelt zählt. Sie
geben auch, indem sie von verschiedenen Seiten
auf sein Werk eingehen, einen klaren Begriff
von diesem Werke. Sie lassen erkennen, in
welcher Gestalt es dermaleinst im Bewußtsein
der Nachkommen weiterleben wird. Sie zeigen
nicht nur, wie Alexander Koch auf die Gegen-
wart wirkt. Sie weisen auch weit hinaus in
die Zukunft.

Es lohnt sich, gerade von diesem Gesichts-
punkte aus, einige dieser Äußerungen näher
ins Auge zu fassen. Der bekannte Berliner Kunst-
schriftsteller Dr. Max Osborn sieht in Alex-
ander Koch einen neuen Menschentyp und
betont namentlich die erstaunliche geistige
„Langlebigkeit" seiner führenden Ideen.

„Als ich Ihnen vor 32 Jahren begegnete",
schreibt er, „sah ich, daß ich den Vertreter
eines ganz neuen Typus vor mir hatte. Den
Typus eines Mannes, der mit der Gründlichkeit
und Klugheit den hellen, offenen Blick für die
aufbegehrenden Gedanken der Zeitkunst, den
anregenden Geist eines Enthusiasten und die
Anmut eines liebenswerten Kameraden ver-
band, dem Leben und Kunst und Phantasie-
schöpfung jeder Art zum leuchtenden Schild
einer glücklichen Existenz zusammenflössen.

Sie haben, lieber Freund Koch, die Über-
raschungen und Versprechungen dieses neuen
Typus, den Sie mitschufen, mehr als gehalten.
Ihre Erscheinung hat sich in den abgelaufenen
Dezennien nicht verändert und beweist damit,
daß auch Ihr Wesen sich unberührt erhalten
hat. Es ist Ihre wunderbare Gabe, dem unauf-
haltsamen Strom allen Werdens und Geschehens
nach einem tiefen Gesetz Ihrer Natur mit emp-
fänglichem Auge, mit fördernder Energie zu
folgen. Wie Sie vor 40 Jahren den meisten
Ihrer Mitstrebenden voraus waren, so waren
Sie es auch in den nächsten Jahrzehnten und
sind es noch heute. Oft ist, seitdem Sie Ihre
glänzende Laufbahn begannen, eine neue Jugend
aufgetreten — niemals eine so völlig neue wie
in diesen Zeitläuften, da sich die Welt und
die Kunst nach vordem ungeahnten Ideen auf-
bauen wollen. Sie, lieber Freund, haben in
der Auseinandersetzung mit dieser gänzlichen
Umgestaltung aller Dinge, an der so viele
scheiterten, keine Schwierigkeit gefunden, weil
sie Ihnen nur als eine neue, willkommene Mög-
lichkeit erschien, den Kern Ihres Wesens weiter
zu entfalten, Ihre schöpferischen Kräfte zu be-
fruchten, Ihre Tätigkeit zu bereichern."
 
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