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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 67.1930-1931

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Martinie, H. A.: André Dunoyer de Segonzac
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https://doi.org/10.11588/diglit.7202#0310

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Andre Dunoyer de Scgonzac

a. dunoyer de segonzac—paris

gemälde »fluss-landschaft«

Schon die ersten Gemälde von Segonzac, das
„Dorf", die „Trinker" 1910, „Akt", die „Venus
von Medici", die „Boxer" 1911 sind bezeich-
nend für die Eigenart seines späteren Schaffens.
Seine Neigung zu starkem Farbenauftrag, seine
neue Art, Natur und Leben zu sehen, seine
Sinnlichkeit, seine Vorliebe für gewichtige,
voluminöse Formen, besonders beim Menschen,
seine Ablehnung alles Pittoresken und aller
Detailreize zugunsten der Herausarbeitung tiefer
und ernster Akkorde — alles ist schon auf
diesen frühen Bildern vorhanden. Er braucht
bloß, nach den Irrungen seiner Anfänge, seinem
Lyrismus freien Lauf zu lassen, um seine Vorzüge
zu steigern und sie zu einem lebensvollen
Pantheismus zusammenzuschmelzen.

Man sieht in Segonzacs Landschaften keine
Nymphen oder Sirenen; oft fehlt darin auch
der Mensch; aber man fühlt in ihnen die All-
gegenwart des Pan. Es ist sozusagen Malerei
eines Agrariers, der seine größte Freude darin
findet, seine Äcker und seine Wälder mit ihrem
vielfältigen Gedeihen zu durchstreifen.

Die Stilleben tun dar, daß Segonzac in den
schweren Farbregistern die gleichen hohen Qua-

litäten bekundet wie Matisse im Spitzen und
Grellen. Übrigens zeigen seine letzten Land-
schaften und Stilleben, daß seine Skala aus-
dehnungsfähig ist und sich ohne Gefahr auch
zu wärmeren Tönen erheben kann. Es vollzieht
sich in ihnen eine koloristische Eroberung. Nach
seinem so neuartigen und bewegenden Blau
und Grau bezaubern die rosigen Töne, die er
neuerdings findet, Auge und Herz.

Einer eigenen Behandlung wäre Segonzacs
Zeichnung wert. Der Zeichner in ihm über-
trifft bei weitem den Maler. Die faunische Glut,
die in seinen Aktzeichnungen brennt, die In-
tensität und Sicherheit seines Strichs bringen
jeden Einwand zum Schweigen.

Segonzac zählt zu den vollwertigsten fran-
zösischen Malern der Gegenwart. Wenn er, wie
man gerne hoffen möchte, dazu gelangt, die
Gefahren einer gewagten Technik zu besiegen,
die Dauerhaftigkeit seiner Farbmaterie und
seiner Harmonien zu sichern, so wird er da-
rüber hinaus zu den wesentlichen Künstlern
der Moderne überhaupt gezählt werden. Seine
letzten Werke lassen in dieser Hinsicht das
Beste erhoffen............ h. a. martinie.

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