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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 67.1930-1931

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Rochowanski, Leopold W.: Margarete Hamerschlag
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https://doi.org/10.11588/diglit.7202#0327

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margarete hamerschlag

gemälde »schwestern« 11)27

MARGARETE HAMERSCHLAG

Sie ist immer nur mit sich beschäftigt. Sie hat
soviele Träume und Wünsche, sie ist auch
immerwährend auf Reisen, mit ihren Sinnen, in
umblaute Landschaft mit vielen sanften Hügeln.
Jeder Hügel trägt als Krönung einen einzigen
Baum wie einen schönen Gedanken. Und die
Welt ringsum ist wie eine Wiese und die Wiese
wie ein Teppich und der Teppich treibt Blüten
und weiche Gräser. In der Mitte sitzt eine
schöne Frau und die Frau ist meist sie selbst.

Margarete Hamerschlag malt gern auf Holz,
auf kleine Brettchen, die sie mit Gold über-
zieht. Auf dem Goldgrund ruhen dann schöne
Gestalten, kostbare Perlen, schöne Gefäße, die
Zauberfläche eines Spiegels. Ein Vorhang fehlt
selten, er ist das Symbol jedes Geheimnisses.

Kostüm und Theater können in diesem Be-
reich nicht fehlen. Die Künstlerin hat sich ihnen
oft zugewendet, hat unter anderem in Rom in
Bragaglias Theater der Unabhängigen mehrere
Stücke inszeniert und ausgestattet.

Mit viel Vorliebe pflegt sie den Holzschnitt.
In einem Zyklus „Die Stadt", der als Mappen-
werk erschien und längst vergriffen ist, hat sie
alle leidenschaf llichenKontraste des Vergnügens
und des Schmerzes gegeben, das Licht und
Dunkel vor und hinter den Mauern.

Ihre Welt aber liegt in Abenteuern, draußen
bei Schiffen, die über goldene Gewässer fahren.
Schon hinter dem festverschlossenen Fenster
der Familienstube steht eine fremde Stadt mit
vielen Brücken und der Landschaft, die die ihre
ist. Wollte ihr jemand eine Freude machen,
müßte er ihr eine schöne seltene Blume schenken
oder auch ein Kochrezept. Das müßte etwa
lauten: man nehme eine Karaffe Tautropfen,
reibe Mandeln und Bananen hinein, schlage das
Ei einer Goldamsel dazu und verrühre das Ganze
unter Absingen eines altitalienischen Schiffer-
liedes. Dann tauche man Veilchen oder die Blät-
ter von einer weißen Rose in den Teig, backe sie
in Akazienöl schön goldgelb, l. w. rocbowanski.
 
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