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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 67.1930-1931

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M., W.: Ist die Kunstkrise eine wirtschaftliche Erscheinung?
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https://doi.org/10.11588/diglit.7202#0342

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Ist die Kunstkrise eine wirtschaftliche Erscheinung?

darin, daß gewisse Kreise der Kunst gegenüber
weit über die wirklichen Anforderungen der Not
hinausgehen, weil sie ganz einfach die Kunst
geringer bewerten als früher. Die Berufung auf
die Not der Zeit ist nichts als eine bequeme
Ausrede, und sie wird der Kunst gegenüber
gerade von denjenigen eifrig verwendet, denen
die Kunst noch manchen wertvollen Dienst zu
erweisen hätte. Im Munde der Meisten, die
heute diese Ausrede gebrauchen, bedeutet sie
lediglich: Wir sind Banausen, wir wollen Ba-
nausen bleiben, und wir freuen uns herzlich,
daß uns die Not dieser Zeit Gelegenheit gegeben
hat, unsre Stumpfheit vor der Kunst mit einem
ehrbaren Mäntelchen zu drapieren!

Auf der Kehrseite wollen diese Ausführungen
besagen: Freue sich Jeder, der die Kälte, die
Skepsis dieser Zeit und ihre vielen Verführungen
zur Entgeistung so weit hinter sich gelassen hat,

daß Kunst wieder sein Auge und sein Herz mit
lebendigem Wort erreicht! Er wird freier und
herzhafter als andere eine Epoche durchleben
können, die uns ganz gewiß nach vielen Seiten
hin schmerzlich erproben wird, durch die wir
aber doch unsre Menschenwürde unverletzt
hindurchtragen müssen, um ihren möglichen

Sinn zu erfüllen................. w. m.

*

A lle schöpferischen Leistungen der Künstler
XV wollen wir begreifen lernen. Das Wort
„begreifen" verdeutlicht am besten, wie man
Kunstwerke seinem Innenleben, seinemDenken,
Fühlen und Wollen zu eigen machen kann. Es ist
ein Greifen mit den Händen und mit den Augen,
ein Nachtasten der Formidee des Künstlers, aus
dem sich das psychologische Begreifen und die
methodische Besinnung auf die Grundprinzipien
der Kunstwerke am ehesten ergibt, erwin müller.
 
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