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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 67.1930-1931

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R., H.: Neue Terrakotten von Vally Wieselthier
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https://doi.org/10.11588/diglit.7202#0395

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VALLY WIESELTHIER—NEW YORK »ZIRKUS« FARBIGE KERAMIK

NEUE TERRAKOTTEN VON VALLY WIESELTHIER

Vally Wieselthier hat sich in New York ein
neues schönes Arbeitsfeld geschaffen. Sie
ist 1929 dorthin übergesiedelt und trat in Be-
ziehung zur „Contempora", dem bedeutenden
Kunstgewerbe- und Ausstellungshause, das
unter der künstlerischen Leitung von Bruno
Paul, Rockwell Kent, Paul Poiret und Lucian
Bernhard steht. Ihre Ausstellungen daselbst
haben ausgesprochenen Erfolg bei Publikum
und Presse gehabt, so daß ihre Tätigkeit einen
großen Aufschwung nehmen konnte.

Die neuen Arbeiten von Vally Wieselthier,
die wir hier abbilden, waren im letzten Dezember
in der Galerie Weyhe (New York) ausgestellt
und haben großen Anklang gefunden. Die Künst-
lerin hat sich hier einer neuen Technik bedient.
Während sie bisher meist in Majolika arbeitete,
kommt sie diesesmal mit Figuren in roter Terra-
kotta. Die fertigen Figuren sind dann noch mit
Ölen und Wachs bearbeitet; teilweise mit rotem
und schwarzem Wachs in dickem Auftrag.

Was die Form, die künstlerische Haltung
dieser Figuren anlangt, so sieht man in ihnen
deutlich ein Zurücktreten des früher vorwiegen-
den ironischen Elements, eine sozusagen
„ernstere" plastische Arbeitsweise. Manche
der Gruppen haben die Haltung guter alter
Porzellane, d. h. sie sind zwar ganz auf ein
Apercu an Bewegung, an Linie gestellt, aber
sie haben eine gediegene skulpturale Grundlage,
gut studierte und liebevoll durchgearbeitete
Formen. Das Leichtschwebende, das zierlich
Reizvolle, das bisher alle Arbeiten von Vally
Wieselthier ausgezeichnet hat, ist auch diesen
neuen Schöpfungen geblieben. Aber es ist ein
Mehr an Ruhe darin, ein charmantes Diminutiv
von statuarischer Gebärde und Gepflegtheit,
das ihrer Wirkung sehr zustatten kommt. Na-
mentlich die letzte der hier abgebildeten Figu-
ren kann als eine gehaltvolle plastische Studie
angesprochen werden. Während bei den ande-
ren Gruppen mehr das Ganze der Bewegung

XXXIV. März 1931. 6
 
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