Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ie Blüthe jeglicher Kultur kulminirt in der Kunst. Sie gibt den Massstab ab, nach welchem
Zeitströmungen beurtheilt werden können und ist somit ein wichtiger Faktor bei der
Darstellung der Menschengeschicke. Je gründlicher diese aufgefasst und dargestellt werden,
desto sorgfältiger wird die Kunstgeschichte gepflegt, desto emsiger sucht man nach den Bausteinen,
welche zu ihrer Aufrichtung nöthig sind. Kunst und Wissenschaft gehen Hand in Hand, sie unter-
stützen einander wechselseitig, sie verschönern das Leben. Kunstsammlungen sind so zu sagen die
Brennpunkte, aus denen jene Verschönerung und durch diese die Veredlung des Lebens hervor-
gehen, besonders wenn solche Sammlungen zugänglich werden und selbst dem Handwerke Gelegen-
heit bieten, an schönen und zweckmässigen Formen Sinn und Geschmack zu bilden und beides ins
alltägliche Leben hinüber zu führen.

Eine solche Sammlung von Kunstgegenständen besitzt auch der hohe deutsche Ritterorden
in seinem Haupthause zu Wien. Diese Kunstsammlung verdankt ihre Entstehung nicht etwa einem
planmässigen Sammeln von merkwürdigen Gegenständen, sie entstand vielmehr zufällig, als man in
den Verlassenschaften der Hoch- und Deutschmeister manche Utensilien vorfand, die, zum ge-
wöhnlichen Gebrauche nicht mehr tauglich, ihrer Schönheit, ihres Reichthums oder ihres Kunst-
werthes wegen nicht veräussert, sondern zurückgelegt wurden. Solche Gegenstände übergingen
dann als „Teutschmeister’sche Effecte” auf den Nachfolger, der für sie allein verantwortlich blieb, bis im
Jahre 1606 ein förmliches Inventar über diese „Teutschmeister’schen alten Effecte” aufgenommen und
diese von nun an als „Ordensschatz” in Evidenz gehalten wurden. Man kann demnach das Jahr 1606
als das Gründungsjahr der in diesen Blättern beschriebenen D e ut s ch or de ns - Klei n o d ien-
Sammlung und die Würtembergische Stadt Mergentheim, welche seit 1526 bis 1809 der bleibende
Sitz der Hoch- und Deutschmeister wurde, als die Wiege derselben ansehen.

Dudi'k, Kleinodien des Deutschen Ritter-Ordens.

1
 
Annotationen