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Westernaeh’scher Straussenei-Becher.

Johann Eustach von Westernach, geboren den 21. December 1545, trat den 13. Mai 1566 zu
Horneck in den Deutschen Ritter-Orden. Seit dem 8. Juni 1580 erscheint er als Haus-
Comthur von Ellingen, seit 5. September 1585 aber als Amtsverwalter und Haus-Comthur
des Haupthauses in Mergentheim. Als der Hoch- und Deutschmeister Erzherzog Maximilian in
polnische Gefangenschaft gerieth, erwählte ihn 1588 das Grosscapitel mit Zustimmung des Meisters
zum Statthalter des Meisterthums und gab ihm 1592 die Comthureien zu Kapfenburg und Mergent-
heim zum Nutzgenusse. Im Jahre 1603, den 8. April, wurde er Rathsgebietiger der Ballei Franken,
den 19. November 1617 Statthalter und den 5. März 1618 Land-Comthur dieser Ballei. Nach dem
Tode des Hochmeisters Erzherzog Karl erhielt er den 19. März 1625 die Meisterwürde.

Wir mussten diese kurze Lebens-Skizze vorausschicken, um die Geschichte des vorliegen-
den „silbernen, auf die Zier vergoldeten Bechers aus einem Straussen-Ei“ leichter auffassen
zu können. Der auf demselben angesetzten Jahreszahl nach, 1591, fällt seine Entstehung in die
Zeit, in welcher Johann Eustach als Statthalter den Bau der Commende Kapfenburg, und
namentlich der dortigen Commendekirche, eröffnet hatte. Zur Erinnerung an diesen Bau liess er
„ein Straussen-Ei mit Silber beschlagen“ und an das Mundsilber folgende Inschrift in lateinischer
Majuskel setzen: „Mich . schaff. in . dis . gemach . Johan . Eustach . von . Westernach — Von seinem
vnd. gmeins . ordern . wurd . in . Zeit. erbavt. shaus . Kapfenburg. — Statthalter 1591.“ Im Innern
des Deckels ist sein Wappen, ein aufspringender, goldgekrönter Wolf mit bleckender rother
Zunge im silbernen Felde, und wie dies bei den Ritterbrüdern üblich ist, auf dem D. 0. Kreuze
aufgelegt. Ober dem Schilde sind die Siglen: H.(anns) E.(ustach) V.(on) W.(esternach) und auf dem
in Silber gravirten Deckel „ein Männlein mit Schild und Lanze“. Das Männlein ist vorhanden,
die Lanze ist verloren gegangen; man sieht nur deren Spur. Auf dem Schilde dieses Männleins

Dudik, Kleinodien des Deutschen Ritter-Ordens.

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