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Flaschen

sehen vor uns zwei heutzutage nicht mehr übliche Gefässe, eine Kettenflasche und
ein Flaschenfutter. Auf alten Bildern, die uns Pilger darstellen, können wir wahrnehmen,
wie gewisse runde Gefässe entweder am Pilgerstabe oder am Gürtel hängen; es waren
dies Trinkgeschirre, die dem mit der Jacobsmuschel und dem Pilgerhute gekennzeichneten Wall-
fahrer Stärkung und Labung brachten. Aber nicht blos Pilger, überhaupt jeder Reisende sah
sich noch im Anfänge des XVII. Jahrhundertes auf ein solches Gefäss, auf eine runde Flasche,
die in Kettchen hing, gewiesen. Gasthäuser waren nur in den grossen Städten, und Landwirths-
häuser — von ihrem Zeichen Krüge genannt — oft auf Meilen nicht anzutreffen. Es musste für
Proviant gesorgt werden, und dazu dienten unsere beiden Geschirre.

Sprechen wir zuerst von dem Flaschenfutter. Wir sehen vor uns ein viereckiges,
11 Cent, hohes Gefäss von durchbrochenem, gegossenem, starkem Silber in schönem Renaissance-
Style, dessen jede Seite 7 Cent, und 5 Mill. breit ist. Der Boden, eine Silberplatte bildend, ist so
eingerichtet, dass er abgenommen und mittelst 8 kleiner Häkchen wieder angemacht werden
kann. Dies diente, um die Glasflasche von gleicher viereckiger Form und Dimension von unten
in das silberne Futteral einschieben und mittelst der Platte auch den Boden derselben schützen
zu können; denn das Gefäss hatte keinen weitern Zweck, als dem gebrechlichen Glase Schutz zu
gewähren, daher das starke Silberwerk, welches panzerartig das Glas umschliesst. Das enge Mund-
loch ist mittelst einer Silberschraube verschliessbar. Der D. 0. Schatz bewahrt 3 solcher silbernen
Glaspanzer, welche in den Inventaren als Flaschenfutter Vorkommen; so 1673 „drei silberne durch-
brochene Futter mit Schrauben über gläserne Flaschen, 5 Mark 8 Loth schwer.“ Im Jahre 1660
befanden sie sich in rothen Futteralen. Im Jahre 1656 sind dieselben geschätzt auf 75 fl. Da sie
in älteren Inventaren nicht Vorkommen und kein Silberzeichen an sich tragen, so schliessen wir,

Dudik, Kleinodien des Deutschen Ritter-Ordens.

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