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W illkomm-Becher.


on der Mitte des XVI. bis um die Mitte des XVII. Jahrhundert es liegt der ganzen dar-

ia Verstellenden, oder der plastischen Kunst das rein decorative Princip zu Grunde; man will das
' Auge und weniger den Geist beschäftigen. Die Ursache hiervon fusst in dem Aufgeben
der heimischen Denk- und Gefühlsweise und in der Annahme der sogenannten classischen Muster,
die, unverstanden, nur formell nachgeahmt wurden. Die Kunst hörte auf Selbstzweck zu sein
und sank zur Decoration herab, die nur dort berechtigt erscheint, wo sie mit den Gegen-
ständen der Darstellung und mit dem Zwecke dieser Gegenstände in Einklang steht. Da dies
jedoch in den seltensten Fällen geschieht und das wunderbarste Gemisch von Formen und Orna-
menten an der Tagesordnung war, ein Gemisch, das dem geläuterten Geschmacke befremdend
erscheint, so gewöhnte man sich dieses Conglomerat der Classicität und moderner Formen mit
dem Worte „barock“ zu bezeichnen, ohne gerade damit einen Tadel aussprechen zu wollen. Es
ist das Barocke eben so eine Kunstrichtung wie die Renaissance oder die Gothik, und darum haben
Gegenstände, die diese Kunstrichtung vertreten, einen unbestrittenen Werth, besonders wenn sich
in denselben die dem Barocken so eigentümliche Eleganz, Wohlbehäbigkeit und jene frische,
oft kecke Laune ausspricht, die noch an die Selbstständigkeit des Individuums erinnert. Der
D. 0. Schatz bewahrt drei hieher einschlagende Werke der plastischen Kunst: einen Hund, einen
Hirsch und einen Fuchs — Formen von Trinkbechern und Tafelaufsätzen.

Im Inventare vom J. 1585 liest man: „ein vergoldeter silberner Hund, so ein Trinkgeschirr,
vorn an der Brust Hund’s Wappen.“ Das Wappen stellt einen im rothen Felde nach rechts ge-
kehrten weissen, schwarz aufgezäumten, auf dem D. 0. Schilde liegenden Rosskopf vor, welcher
zugleich als Helmzierde dient, und wirklich der Familie Hund angehört. Diese zerfällt in
mehrere Zweige; die Hund von Kirchberg führen einen silbernen, sitzenden Hund im blauen

Dudfk, Kleinodien des Deutschen Ritter-Ordens.

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