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D. O. Cocosnuss-Beeher.

flloch- und Deutschmeister Walther von Kronberg liess zum Andenken an das grosse
leral-Ordens-Capitel zu Mergentheim 1536 Cocosnuss - Luxusbecher in Nürnberg an-
ienigen. Nach 32 Jahren wurden, höchst wahrscheinlich in Augsburg, abermals zwei
Becher aus Cocosnuss angefertigt und auf dem Knopfe des Deckels mit dem einfachen regel-
rechten D. 0. schwarzen Balkenkreuze im silbernen Felde markirt. Bei dem einen Becher steht ober
dem Schilde die Jahreszahl 1568. Sie weist hin auf die Reise, die der sehr sparsame Hoch-
und Deutschmeister Georg Hund von Wenkheim nach München antrat, um als kaiserlicher Ge-
sandter der Vermählung des Churfürsten Wilhelm beizuwohnen. Es wäre demnach allerdings
Veranlassung vorhanden gewesen, nach der Sitte der Hochmeister ein Andenken an das Jahr 1568
zu hinterlassen. Indess, bedenkt man, dass der Becher im Material und in seiner Technik zu
den gewöhnlicheren gehört, dass Hund von Wenkheim, wie die Inventare nachweisen, die Silber-
kammer in Mergentheim reichlich mit den nöthigen Utensilien, die durchgängig sein Wappen
trugen, versehen hatte: dann wird man geneigt sein, diesen Becher und seinen ähnlich gearbeiteten
Zwillingsbruder lieber einem einfachen Deutschordens-Ritter als dem Hochmeister selbst zuzu-
schreiben. Durch Verlassenschaften kamen solche und ähnliche Gegenstände in den D. 0. Schatz.
Unseren vorliegenden Bechern widerfuhr die Ehre der Aufbewahrung einzig und allein wegen
der religiösen Scenen, welche in der harten Schale der Cocosnuss, wenn auch nicht mit Meister-
schaft, doch mit einer ziemlichen Geschicklichkeit eingeschnitten sind.

Die Nuss ruht auf einem der Renaissance-Zeit Ehre machenden, gegossenen und ciselirten
Fusse von 11 Cent. Höhe. Der Knopf, vasenartig geformt, glaubt in den Bocksfüssen und in den
Festons die Antike nachzuahmen; die Form ist nicht ungefällig, aber sinnlos in wahrer Bedeutung
des Wortes. Die Renaissance will durch’s Auge fesseln und dem Verstände die Mühe des Nach-

Dudik, Kleinodien des Deutschen liitter-Ordens.

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