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Prunkpokal.

^ZÄAvÖIs Burgmeir den berühmten Triumphzug Kaisers Maximilian I. zeichnete, wie wir ihn
in dem Klosterstifte St. Florian noch heutigen Tags sehen, wird er kaum daran gedacht
haben, dass sein Blatt „weltlicher Schatz“ einstens dem XIX. Jahrhunderte zum Mass-
stabe dienen wird bei der Beurtheilung und bei der Vergleichung des Luxus von damals und
von jetzt. Die reichen und mannichfachen Formen der daselbst abgebildeten Gefässe strengen
völlig die Einbildungskraft an, um ihren Gebrauch zu errathen. Man merkt, dass hier nicht der
Wille des Bestellers, sondern die Phantasie des Anfertigers, dass seine Liebe zum Gegenstände
massgebend waren. „Damals,“ bemerkt treffend-Falke in seinem culturgeschichtlichen Werke:
Die deutsche Trachten- und Modenwelt — „damals galt eine Arbeit, wenn sie fertig war, damit
noch nicht für abgethan, sondern wie sie unter den Händen ihres Meisters gedieh und der
Vollendung entgegenging, wuchs sie ihm an’s Herz und empfing in Form und Zierath die bleiben-
den Zeichen seiner Liebe, und bewahrte sein Interesse. Fabriksmässige Massenarbeit kannte man
nicht; jedes einzelne Erzeugniss, das nur im geringsten irgend ein Schönheitsinteresse erwecken
konnte, erhielt grössere Individualität, gewissermassen eine individuelle Physiognomie“, mit andern
Worten: der Künstler arbeitete, weil ihm die Arbeit Freude machte, und sie machte ihm Freude,
weil sie ihm auch Nutzen schaffte. Kunst und reichliche Unterstützung verhalten sich zu einander
wie der Sohn zum Vater, und im gerathenen Sohne wird auch der Vater gelobt, und darum
loben wir beim vorhandenen Prachtpokale, da wir den Namen des Sohnes, des Künstlers, nicht
kennen, den Vater, den Urheber desselben, den Landcomthur der ehemaligen Ballei Franken,
Johann Ludwig von Roggenbach. Ihm haben wir ein wahres Meisterwerk der Goldschmiedekunst
des XVII. Jahrhundertes zu verdanken, einen Schaupokal, welcher die hervorragendsten Kriegs-
thaten Kaiser Karl’s V. vergegenwärtigen soll.

Dudik, Kleinodien des Deutschen Ritter-Ordens.

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