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Westernach’scher Cocosnuss-Becher.

in Muster einer durchgeführten reinen Renaissance, trägt dieser silberne, gegossene, stark
vergoldete Becher ungemein gut gewählte Proportionen an sich. Der Durchmesser. des
Piedestals zählt 8 Cent. 6 Mill., 12 Cent, ist die Höhe des hübsch in Form eines ab-
gehauenen Baumstammes, bei welchem ein Ritter mit einem Hunde steht, modellirten Ständers
bis zur Cuppa, diese selbst hat 11 Cent, ohne Mundsilber, 3 Cent, beträgt der zierlich aus-
gebogene Beschlag, und 6 Cent, die Cuppa im oberen Durchmesser, worauf dann der Deckel
kommt, den ein auf einem Knopfe stehender Ritter mit Lanze und Schild ziert; Höhe des Knopfes
2 Cent, und der Figur darauf bis zur Spitze des Helmes 4 Cent. 5 Milk, die Höhe des ganzen
Bechers daher ohne Deckel 24 Cent. Im gegossenen Metall ist die Nachhilfe des Grabstichels be-
merkbar. Piedestal und Ständer sind aus Einem Guss, die Figur allerdings sehr verzeichnet und
derart kopflos ciselirt, dass trotz Stiefeln die Füsse des Ritters nackt erscheinen.

Auch die obere Figur mit der Turnierlanze und dem oblongen in eine Spitze auslaufen-
den Schilde ist gegossen und äusserst nachlässig gravirt. Reiner erscheint die Arbeit an den
drei Reifen mit den Löwenköpfen, die die Fläche des Cocos in drei Felder theilen, und heilige
Geschichten von guter Arbeit enthalten. Die Beste ist der Heiland am Kreuze, rechts von ihm
ein nackter Mann auf einer Mauer sitzend, blos mit einem von den Schultern gegen die Lenden
zu herabfallenden Tuche bedeckt, und links das Symbol der christlichen Liebe, ein mit aus-
gebreiteten Flügeln stehender, sich die Brust aufreissender Pelikan mit drei Jungen. Der uns
unbekannte Holzschneider dieser Bilder hat gerade durch diese Scene bewiesen, dass er hoch
über dem Dilettantismus stand und eine wahrhaft künstlerische Begabung hatte, so naturtreu
steht hier der Pelikan mit seinen Jungen, so ausdrucksvoll ist der nackte Mann, der auf der
Mauer sitzt, dem man sogar eine gewisse Portrait-Aehnlichkeit nicht absprechen wird.

Dudik, Kleinodien des Deutschen Ritter-Ordens.

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