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Gefässe aus Bergkrystall.

enngleich seit der massenhaften Einführung des Bergkrystalls, Cristal de röche, aus Ma-
dagaskar, wo Blöcke von 15 bis 20 Fuss im Umfange angetroffen werden und der ganze
dortige Sand eigentlich nur aus Körnern und Bruchstücken von Bergkrystallen besteht, der
Werth desselben in Europa ungemein heruntergekommen ist, so steht er nichts desto weniger noch
immer hoch genug, um diesem Naturprodukte in der Reihe der sogenannten Halbedelsteine einen
Platz zu sichern. Noch immer wird der rohe Bergkrystall je nach seiner Grösse und Reinheit' mit
2 bis 60 Fr. das Kilogramm bezahlt. Im XYI. und XVII. Jahrhunderte, ja auch noch am Schlüsse
des XVIII., hatte er den 50- bis 100-fachen Werth gehabt. Man betrachte nur die von Kluge in
seinem Handbuche der Edelsteinkunde angesetzten Preise der Bergkrystall-Gegenstände des fran-
zösischen Kronschatzes noch vom Jahre 1791. Da werden Gefässe bis auf 110.000 Fr., Flacons
auf 2000 Fr., Weihkessel auf 10.000 Fr. u. s. w. angesetzt. Auch der D. O. Schatz bewahrt
mehrere Gefässe von Bergkrystall:

1. „Einen schönen Krystall - Becher, sannnt seinem Luck, darauf ein goldenes erzherzog-
liches Hütlein.“ So beschreibt das Inventar des Erzherzogs Maximilian vom Jahre 1619 ein Pracht-
gefäss von Krystall, welches sich damals im Thurme oder Schatzgewölbe zu Innsbruck befand, das
aber leider gesprungen vor uns steht. Auf einem an die Gothik des XVI. Jahrhundertes lebendig
mahnenden Fusse mit 12 getriebenen Birnen, die nach aufwärts verlängert den 12-kantigen Ständer
bilden, den eine nach abwärts gekehrte Blätterkrone schliesst, sitzt in einem zierlich gearbeiteten
Reife, den 4 Spangen, die in stylgerechte Krabben enden, tragen, das weit ausgebauchte Krystall-
Gefäss, welches mit dem silberbeschlagenen Mundrande 6 Cent, hoch ist und 35 Cent, in der
Peripherie zählt. Die Handhabe, eigenthümlich in ihrer Art, ruft gleichfalls Reminiscenzen der
Spät-Gothik in uns wach. Der Deckel, nach dem Inventare von 1619 Luck genannt, ist mit einem

Dudik, Kleinodien des Deutschen Ritter-Ordens.
 
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