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Goldene Schale

Wohl der deutsche Ritterorden kraft seiner Souveränität ein unbedingtes Recht auf die
Verlassenschaft seiner Glieder hatte, insoferne er durch die Testirungsfähigkeit, durch
die „Licentia testandi“, sich desselben nicht freiwillig begab; so kommen doch Fälle vor,
in denen man demselben dieses Recht streitig machte. Ein solcher Fall ereignete sich nach dem
Tode des Hoch- und Deutschmeisters Erzherzogs Leopold Wilhelm, welcher am 20. Novem-
ber 1662 in Wien erfolgt war. Sowohl die verschiedenen Bisthümer, denen der Erzherzog als
Bischof Vorstand — Strassburg, Passau, Halberstadt, Olmütz, Breslau — als auch die kaiserlichen
Gerichte machten Ansprüche auf sein Hab’ und Gut, und da dieses, wie es scheint, nicht voll-
ständig geregelt war, entspann sich ein langjähriger Process mit dem kaiserlichen Fiscus und
dem deutschen Orden, wodurch es geschah, dass zwar eine bedeutende Geldentschädigung, aber
sehr wenige Gegenstände aus dem erzherzoglichen Nachlasse dem D. 0. zukamen. Unter diesen
wenigen Effecten nimmt eine goldene Schale mit dem dazu gehörigen Löffel den ersten Platz ein.

Diese Schale von 14 Cent. Durchmesser und 5 Cent. 5 Mill. Höhe ohne Deckel, ist aus
reinstem Gold geschlagen, wiegt sarnrnt Deckel und Löffel 146 österr. Dukaten, und hat zwei blau und
weiss emaillirte Henkel, von denen der eine das Hochmeisterkreuz mit dem Herzogshute und den
Siglen Administrator) P(nissiae) M(agister) W(teutonici Ordinis), und der andere den österreichi-
schen Binden-Schild mit L(eopoldns) W(ilhelmus) A(rchidux) A(austriae), alles in Unzial-Buchstaben,
an sich tragen. Der gleichfalls aus dem reinsten Golde geschlagene Deckel ist mit einem emaillirten,
aufgeschmolzenen Granatapfel, diesem Symbole der Gesundheit, geziert, und trägt im Innern aber-
mals das Hochmeisterkreuz mit den Buchstaben: L W A A — A P M W. Das Email ist mittehnässig,
schön dagegen der Granatapfel. Die Jahreszahl 1641, welche nach früheren Inventaren auf dem
Wappen im Innern des Deckels angebracht war, ist, weil nur mit Farben aufgetragen, verschwunden.

Duciik, Kleinodien des Deutschen Ritter-Ordens.

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