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Credenz - Kannen.

nter den Silbergeräthschaften, welche 1619 in Innsbruck nach dem Tode des Hoch- und
Deutschmeisters Erzherzogs Maximilian angetroffen wurden, befanden sich auch „zwei
silberne hochvergoldete Kanten, auf deren jeder ein wilder Mann“. Im General-Inventare
des gesammten D. 0. Schatzes vom 14. Mai 1632 werden diese „zwei silberne und vergoldete
grosse Kanten, auf jeder ein wilder Mann, in schwarzen Futeralen“ abermals angeführt. Jetzt
verschwinden sie aus den Verzeichnissen und treten erst wieder in Wien 1642, dann im December
1659 und 1660 unter dem Kamen „hohe vergoldete Schenk-Kannen“ im Gewichte von 23 Mark
2'4 Loth abermals in Wien und 1673 in Mergentheim auf als „Bruchkanten“, die eine von 13
Mark und die andere von 13 Mark 3 Loth. Im November 1688 werden beide „Bruchkanten“,
jede zu 12 Mark 9 Loth, unter dem an den D. 0. Vice-Kanzler versetzten Silber angeführt.

Diese hier erwähnten zwei grossen Silberkannen halten wir für jene, die bis zur Gegen-
wart der D. 0. Schatz aufbewahrt. Sie sind sammt dem wilden Manne 64 Cent. hoch. Der
Durchmesser des Kusses beträgt 18 Cent. Die Arbeit von geschlagenem Silber weist auf die erste
Hälfte des XVI. Jahrhunderts hin. Doch da keine Punze und kein Monogramm angebracht, lässt
sich auch nicht einmal annäherungsweise der Ort, wo, und der Meister, durch welchen diese
grossen Kannen gearbeitet wurden, angeben. Auf jeden Fall verstand der Goldschmied seine
Kunst. Nicht nur die edle Form spricht für dieselbe, auch die Technik bestätigt sie. Wie zierlich
ist nicht der Blätterkranz durchgeführt, welcher den aus dem gekehlten runden Fusse aufsteigenden
Schaft oder Ständer von dem kugelförmigen, in einen engeren Hals auslaufenden, am Mundrand sich
wieder erweiternden Gefässe trennt! Ein ähnlicher Blätterkranz ziert den runden Deckel, auf
welchem ein sechseckiger Thurm mit 6 vergitterten Fenstern und ebenso vielen -Strebepfeilern
errichtet ist. Auf diesen Strebepfeilern erblicken wir auf netten Consolen und unter Baldachinen

Dudfk, Kleinodien des Deutschen Ritter-Ordens.

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