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Orientalischer Nephrit- Krug

ir Nephrit ist bis jetzt nur derb, in dichten Massen von ausgezeichnet grobschotterigem
1 Bruche vorgekommen. Er ist sehr schwer zersprengbar, hat eine Härte = 6—6,5 und ein
specifisches Gewicht — 2,9—3. Die Farbe ist lauchgrün bis grünlichweiss und grünlich-
grau ; er ist wenig glänzend bis matt durchscheinend und fühlt sich etwas fettig an. So charak-
terisirt diesen zu den harten zählenden Stein Karl Emil Kluge in seinem Handbuche der Edelstein-
kunde, Leipzig 1860. Man hat diesem Steine, Welcher in China, Persien, Neuseeland, in der
Türkei und neuerlich am Ochsenkopf bei Schwarzenberg u. s. w. vorkommt, noch im XVI. und
XVII. Jahrhunderte gewisse geheime Heilkräfte zugeschrieben 5 die besonders auf Nerven, auf
Nieren und auf Hüftschmerzen vortheilhaft wirken sollten. Von dieser Heilkraft nannte man ihn
auch Nierenstein vom griechischen Worte: „nefrös“ Niere, oder Nervenstein von „neyris“ Nerv,
oder Hüftstein „lapis ischiaticus“, im Italienischen „Pietra ischadaworaus das französische „Jade
nephritique“. Noch im Jahre 1820 berichtet Jacob Frischholz in seinem Lehrbuche der Stein-
schneidekunst, dass ein geschickter Arzt in Wien mit dem Nephrit die hinfällende Krankheit,
die Epilepsie, heilte. Er schnitt nämlich am Arme des Kranken die Haut so weit auf, dass er
einen solchen Stein, in Form einer Linse geschliffen, hineinschieben konnte, und heilte dann die
Wunde zu. Auch ein Arzt in München machte durch diese Methode nach Frischholz’s Zeugniss
manche wohlgelungene Curen. Da nun das Alterthum die Natur der Steine in mancher Bezie-
hung noch gründlicher studirte, als es die Neuzeit thut, kein Wunder, dass bei der hyeratischen
Geheimthuerei alsbald an das Wahre auch das Falsche, an das Natürliche das Uebernatürliche
sich anklebte, und man diesem „heiligen Steine“ — so wird er im Indischen und Chinesischen
genannt — Geheimkräfte zuschrieb, die jdie Menschen bestimmten, ihn als Amulet am Halse zu
tragen, obwohl er wegen seiner grossen Widerstandsfähigkeit bei den damaligen technischen

Dudi'k, Kleinodien des Deutschen Ritter-Ordens.
 
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