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Maximilian^ Credenz-Schalen.

ie besondere Vorliebe, welche Erzherzog Maximilian, Bruder Kaisers Rudolf II., bei jeder
sich darbietenden Gelegenheit für bildende Künste an den Tag legte, liess ihn, als er
1590 Meister des Deutschen Ritterordens geworden ist, nicht nur Kunstgegenstände
ankaufen und in seinem Lieblingsschlosse zu Innsbruck anhäufen, sondern auch in persönlichen
Verkehr mit berühmt oder bekannt gewordenen Künstlern treten; so z. B. wurde Caspar Gras,
ein geborner Mergentheimer, sein Hofbossirer und Giessen. Auch die beiden de Bry, Vater und
Sohn, erfreuten sich seiner Unterstützung. Theodor de Bry war 1528 zu Lüttich geboren, wo
er als Goldschmied und guter Zeichner auftrat. Später nach Frankfurt a. M. ausgewandert, ver-
legte er sich auf die Kupferstecherkunst und errichtete daselbst um 1570 einen Buch- und Kunst-
handel. Um dieses Geschäft nutzbringend zu rüachen, fing er an in Verbindung mit seinen beiden
Söhnen, Johann Theodor und Johann Israel, grossartige Kupferwerke, wie die Collectiones pere-
grinationum in Indiam orientalem et occidentalem u. a., zu veröffentlichen, und überhaupt auch
Landkarten, die im XVI. Jahrhunderte noch hoch im Werthe standen, zu stechen. Durch diese
Stiche wurden die Künstler dem Hochmeister bekannt. Unter den 70 kleinen Mappen, welche
Erzherzog Maximilian in Rahmen gefasst „auf dem Saale vor dem Eremitorio“ im Innsbrucker
Schlosse aufbewahrte, trugen mehrere den Namen der Mainzer Kupferstecher und Kupferätzer.
Ob dem Erzherzoge die drei runden Schalen bekannt waren, welche Theodor de Bry, gestorben
am 27. März 1598, in -drei Blättern in 4° veröffentlicht hatte, von denen die eine in der Mitte
die Worte zeigt: „Orgueil et Folie“ und das Bildniss des Herzogs Wilhelm von Nassau, und die
zwei andern die Inschrift: „De Hopmann van Narheit“ und das Ebenbild des Herzogs von Alba,
welcher hier als Hauptmann der Narrheit dargestellt wird, ist anzunehmen, da diese drei Stücke,
äusserst fleissig ausgeführt, bei ihrem Erscheinen Aufsehen erregten, und dem Erzherzoge kaum

Dudfk, Kleinodien des Deutschen Ritter-Ordens.

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