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Korallen-Salzgefäss*

ie für die Bewohner des Binnenlandes die eina'egrabenen Schätze und die mineralischen
Reichthümer im Innern der Berge reiche Quellen von Sagen und abenteuerlichen Ge-
schichten sind, eben so für die Fischer des Mittelmeeres, namentlich für die Bewohner

von Torre del Greco bei Neapel, die Gefahren des Korallenfanges, und zwar hauptsächlich an der
afrikanischen Küste, wo Calle seit Jahren die grösste und beste Qualität der Edelkoralle, Isis
nobilis, Corallia, liefert. Sie wächst, wie bekannt, in Rissen und Spalten der Felsen, und muss
mit eigenen Instrumenten und Schleppnetzen abgerissen werden, was nicht leicht möglich, da sie
sich bis in eine Tiefe von 700 Fuss anbaut, und die grössten Stöcke meist nur in dunklen, seit-
lichen Spalten der Felsen sich linden. Seit 1830 ist, wie Kluge in seinem Handbuche der Edelstein-
kunde angibt, die Fischerei der Korallen im Regale der französischen Verwaltung, und die
Italiener, welche sich damit beschäftigen — im Jahre 1857 etwa 3200 Mann — sind verpflichtet
an die Franzosen eine Abgabe zu entrichten, von welcher die französischen Schiffe frei sind.

Ehedem hatte die Koralle einen viel höheren Werth als heutzutage; denn nicht nur als
Schmuck wurde sie benutzt, man legte ihr auch übernatürliche Eigenschaften und Kräfte bei, und,
weil über ihre Entstehung und Heimath noch sehr im Dunkeln, betrachtete man sie als etwas
Aus.serordentliches und Seltenes. Es hat Zeiten gegeben, wo man einen Korallenschmuck einem
Diamantenschmucke vorzog. Eine Indianerin greift noch heutzutage früher nach einer Koralle als
nach einem Diamanten. In Indien, wie überhaupt im Oriente, hat die Koralle ihren alten Werth
noch behalten, denn der alte Glaube hängt an ihr. Sie ist blutstillend, vertreibt getragen üble
Laune, bewahrt vor den Folgen des bösen Blickes, verscheucht Hagel und Donner, entfernt die
Bleichsucht und fördert die Gesundheit. So dachte man im Mittelalter, und im aufgeklärten
XIX. Jahrhunderte geben besorgte Mütter ihren Kindern Korallen um die Hand, damit sie leichter

Dudik, Kleinodien des Deutschen Ritter-Ordens.

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