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Felde, die von Lauterbach zwei ausgespannte weisse, in der Mitte schwarze Flügel, und die
von Saulheim drei rothe Monde im Dreieck, mit der Spitze nach unten gekehrt, dazwischen einen
Stern; den Rosskopf hingegen, wie er auf dem Wappen des vorliegenden Trinkgeschirres er-
scheint, gebrauchen nur die von Wenkheim. Aus dieser Familie war um 1585 im D. 0. Georg
Hund von Wenkheim. Er ist der vierte Sohn des in der Schlacht bei Mühlberg 1541 gefangen
genommenen sächsischen Hauptmanns Christoph Hund von Wenkheim. Um 1544 schon im
D. 0., erscheint er 1557 als Comthurverwalter von Mergentheim, am 4. Januar 1565 stellte er
zu Horneck seine Reversalien als Statthalter der Ballei Franken aus, und wurde das Jahr darauf
nach dem Tode des Hoch- und Deutschmeisters Wolfgang Schutzber, genannt Milchling, im
Februar zu dessen Nachfolger gewählt. Er starb den 17. Juni 1572.

Gewissermassen seinen Namen zu versinnlichen, Hess Georg Hund von Wenkheim noch
als Comthurverwalter, oder als Statthalter von Mergentheim, demnach vor 1566, einen sitzenden
Hund mit gestutzten Ohren aus starkem, vergoldeten Silber, 34 Cent, hoch, anfertigen und mit
einem Halsband zieren, auf welchem seine acht Ahnen, die von Rosenberg (seine Mutter
war eine Rosenbergerin), die von Rinek, von Helmstedt, Kronberg u. s. w. in kleinen Medaillons
geschmelzt und mit Glas bedeckt erscheinen, während sein eigenes Wappen als Gehänge an
der Brust des Hundes befestigt ist. Das einfache D. 0. Kreuz, auf welchem das Familienwappen
ruht, beweist, dass der Hund vor 1566, als Georg noch nicht das vermehrte Wappen eines Hoch-
und Deutschmeisters führte, und zwar zu Nürnberg, angefertigt wurde. Zwei Punzen J\T und (p
könnten, wenn sie uns bekannt wären, den Namen des Silberarbeiters angeben, welcher mit wahr-
haft künstlerischer Begahung sein Werk aufgefasst und vollendet hatte. Es ist nicht gegossen,
sondern ausgeschlagen und meisterhaft in Grab- und in Traplir - Stich ciselirt. An dem untern
Theile der Pfoten und am gekrümmten Schweife sieht man kleine Oeffnungen; sie scheinen zu
Schrauben gedient zu haben, um die Figur auf ein Postament stellen zu können. Der Kopf
ist unmittelbar ober dem Halsbande abzunehmen, worauf dann allerdings sowohl aus dem Kopfe
als auch aus dem Körper getrunken werden konnte. Die Ambraser Sammlung bewahrt unter
ihren Trinkgeschirren ein Gefäss in Form einer Narrenkappe, eines Huszars, Fähnrichs, Jacobs-
bruders, einer Docke u. s. w., und unter ihren Majoliken einen Zecher, der auf einem Fasse reitet, und
eine ähnliche Figur mit einem Tische voll Speisen um den Hals. Im ungarischen National-Museum
ist eine Docke vom Jahre 1530 durch Johann Walther für eine Katharina de Horrnet gearbeitet.

Gleichfalls in Nürnberg, von demselben Silberarbeiter und, wie es scheint, gleichzeitig,
Hess Georg’s Vorgänger in der Gomthurverwalterei zu Mergentheim und nachmaliger Rathsgebietiger
der Ballei Franken, seit August 1572 Hoch- und Deutschmeister, Heinrich von Bobenhausen,
einen ähnlichen barocken Trinkbecher, sein Familien wappen vorstellend, anfertigen. Bobenhausen
führte nämlich im rothen Felde einen goldenen springenden Fuchs mit erhobenem Wedel, der
eine silberne Gans dergestalt beim Halse gefasst im Rachen trägt, dass diese hinter dem Kopfe
des Fuchses mit über sich gekehrten Füssen und an sich gezogenen Flügeln gesehen wird. Und
gerade so geformt erscheint das Trinkgefäss, nur mit dem Unterschiede, dass der Fuchs auf den
hintern Füssen sitzt. Er ist glatt und nur der Kopf in Traplir-Manier gearbeitet, durchgängig

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