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vergoldeten Kelch vom Jahre 1684, welcher demnach den Styl des XVII. Jahrhundertes, sowie
der Kapfenburger vom Jahre 1716 jenen des XVIII. vertritt. Der Nürnberger ist gestiftet von
der „Frau Maria Klausen, Wittib.“ Am Fusse sieht man drei weiss gehaltene Medaillons. In
dem einen ist das D. 0. Kreuz, in dem zweiten die Widmungsschrift mit der Jahreszahl, und
in dem dritten ein Wappen. Auf der Kuppa erblickt man in Silber getrieben die Bildnisse des
heil. Georg, der Mutter Gottes und der heil. Elisabeth, also die Patrone des deutschen Ritter-
Ordens. Diese Bilder, sowie überhaupt alle Verzierungen, sind weiss gehalten und stechen daher
von dem stark vergoldeten Grunde vortheilhaft ab. Die Patene ist ohne das übliche Kreuz.

Zu allen diesen Kelchen liegen im D. 0. Schatze auch die in Deutschland, namentlich
in Baiern, Wiirtemberg und im Salzburg’schen üblichen Löffelchen. Sie sind insgesammt von
Silber und stark vergoldet, und haben bald die Form der Esslöffel des XVI. Jahrhundertes mit
gedrehtem Stiel, bald sind sie schaufelartig, wie z. B. die älteren Salzlöffelchen, bald schalen-
förmig mit gekrümmter Handhabe, freilich alle in sehr verjüngtem Massstabe, und dann mit Stielen,
die mit der eigentlichen Schale unter rechtem Winkel stehen; denn ihr Zweck ist, um aus dem
Opferkännlein einige Tropfen Wasser herausschöpfen und in den Kelch giessen zu können. Damit
soll verhütet werden, dass der celebrirende Priester nicht etwa durch Unvorsichtigkeit so viel
Wasser in den W’ein mische, dass die Substanz desselben, und folglich die zu consecrirende
Materie, geändert werde. Ueber das XVI. Jahrhundert steigt keines der Löffelchen hinauf,
obwohl es evident ist, dass sie bereits im XV. häufig im Gebrauche waren. In den Inventaren
kommen die noch Vorhandenen erst 1659 vor. Im Inventar von 1726 erscheint neben den
Löffelchen auch „eine silber und vergoldete Klammer, so in contagiösen Zeiten zu ge-
brauchen, sammt Lavoir“, und dann „ein silber-vergoldeter Communicanten - Becher.“ Beide
Gegenstände waren noch 1729 vorhanden; auch 1732 geschieht ihrer noch Erwähnung, dann
verschwinden sie aus den Verzeichnissen. Die Klammer diente, um den contagiösen Kranken
die Wegzehrung, und der Becher, um nach der Communion den Communicanten einen Trunk
gewöhnlichen Weines, um die Sumtion zu erleichtern, reichen zu können. Beide Utensilien
sind jetzt in der katholischen Kirche abgeschafft.

Von dem reichen Kapellensilber, welches der Hoch- und Deutschmeister Erzherzog Maxi-
milian dem D. O. hinterliess, hat sich gar nichts erhalten. Aus seinem Inventar, welches 1619
beendet wurde, ersehen wir, dass er sowohl in seiner Schlosskapelle zu Innsbruck, als auch in
jener zu Wiener Neustadt mehrere Kelche aufbewahrt hatte, die jedoch, wenn wir den kargen
Worten des Inventariums Gehör schenken, ohne jeglichen künstlerischen Werth gewiesen sein
mochten. Von den Kelchen in Neustadt heisst es: „vier silberne und vergoldete Kelche sammt
ihren Patenen und leinernen Ueberzügen“, und von jenen in Innsbruck: „zwei silber-vergoldete
Kelche mit deren Zugehör“. Wahrhaft arm mussten diese Kelche erscheinen, gehalten zu der
reichen und künstlerischen Umgebung! In Innsbruck z. B. zierte die Schlosskapelle „ein ganz
silberner Altar von den heil, drei Königen, so den Erzherzoginnen von Hall verschaffen worden“,
ferner: „ein silbernes, mit Steinen versetztes Kreuz, von dem Landcomthur aus Utrecht“, weiter:
„ein Antipendium von Silberstück, mit goldenen, erhabenen Blumen sammt Messgewand und

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