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blos den 15ten Theil, oder eine Decade, bei sich zu tragen, und nannte diesen Theil den Zehenter,
im Inventar von 1660 auch den „Eilfer“, weil man an demselben 10 Ave und 1 Pater abbeten
konnte, und da vorzüglich die Ritterorden sich desselben bedienten, erhielt er den Namen Corona
di Maltha, Cavaliere oder des Ritter - Rosenkranzes. Drei Zehenter an einer Schnur bildeten
einen Dreissiger, und zwei Dreissiger einen Sechziger.

Unter der Bezeichnung „Ritter-Rosenkränze“ bewahrt der D. O. Schatz 5 kostbare Zehenter,
deren Provenienz sich nachweisen lässt.

1. Der älteste, aus rosenrothen Korallen, auf Silberdrähten gefasst, hat nebst den gewöhn-
lichen 11 Kügelchen, die gegen den Haltring an Grösse abnehmen, einen Todtenkopf aus einer
Koralle geschnitten, welcher erinnern soll, dass nach 10 Pater und 1 Ave die kleine Doxologie,
oder das Gloria Patri, gesagt werden müsse. An diesem Memento mori hängt ein aus Silber ge-
gossener und stark vergoldeter St. Georg mit dem Drachen, der Patron der frommen Ritter-
schaft, und unter diesem erst die übliche Goldquaste. Der Ring aber, in Gold schwarz emaillirt,
hat eine antike Intaglie in Carneol geschnitzt, welche Beachtung verdient. Im ältesten Inventar
von 1526 kommt dieser Zehenter ausdrücklich nicht vor, sondern man liest nur im Allgemeinen:
„etliche Korallen- und gelbagsteinerne Paternoster.“ Mit voller Bestimmtheit jedoch gibt ihn das
Inventar des Erzherzogs Maximilian: „ein Cavalier von rothen Korallen, darunter ein silberner,
vergoldeter St. Georg.u Da dieser Zehenter von 29 Cent. Länge, ohne die Quaste zu berücksichtigen,
nicht unter den vom Erzherzoge gebrauchten Gegenständen, sondern als „in dem Schatzgewölbe
zu Hof“ in Innsbruck liegend angeführt wird; so glauben wir, dass derselbe, wie noch andere,
z. B. einer von rothen Korallen mit einem Rubinringe, ein anderer von Amethysten, von Ambra, von
Jaspis u. s. w., als Erbstücke, „als deutschmeistersche Effecte“, in den Besitz des Erzherzogs ge-
riethen. Namentlich hinterliess sein Vorgänger, Heinrich von Bobenhausen, 21 Paternoster „von
allerhand Materien, als von Krystall, Korallen, Augstein, Holz, Bein und anderes dergleichen.
Auch der D. 0. Ritter Wolfgang von Rosenberg und der von Knöringen hinterliessen 1542
und 1543 Korallen-Rosenkränze. Vom Erzherzog Maximilian selbst stammt

2. „Ein Paternoster von 11 Achaten mit goldenen Untermarken und Chalzedon-Kreuzl“,
so das Inventar von 1619 jenes mit Perlmutter ausgelegten Schreibtisches, dessen sich der
Erzherzog in Innsbruck täglich bediente. Dort lag dieser Cavalier, 24 Cent, lang, in der Schub-
lade jR, denn mit dem Alphabet waren diese bezeichnet. Eine herrliche Arbeit ist dieser Zehenter!
Die Achate, von ausnehmender Schönheit, bilden vollkommene Kügelchen, welche gegen die mit
Perlen und Goldfäden durchwirkte Quaste von violetter Farbe an Grösse zunehmen. Jedes
Kügelchen bewegt sich zwischen zwei goldenen und weiss emaillirten Rosetten, die wieder durch
eine äusserst niedlich gearbeitete Goldwulst getrennt sind. Das Kreuz ist von reinem Chal-
cedon, so auch der Ring, wie er bei den Zehentern, um sie bequemer am kleinen Finger halten
zu können, üblich zu sein pflegt. Die Ingolstädter Goldschmiede, Michael Freitag und Douglas,
haben am 4. und 5. Mai 1656 dieses Rosarium in Ingolstadt auf 15 fl. taxirt, den obbeschrie-
benen Georgs - Zehenter hingegen, sammt der Goldwulst auf 10 fl.! Im Jahre 1673 wurde der
Letztere auf 16 und der Erstere auf 12 Kronen geschätzt.

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