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des Erzherzogs in einer ungemein zierlichen Form an, wodurch er beweist, dass in ihm die alte
Kunst der Heraldik noch nicht erstorben war. Die Nachbliithe des älteren Kunststyles bricht bei
jeder Gelegenheit in den Schöpfungen dieses begabten Künstlers durch, dessen Blätter in unseren
Kunstsammlungen stets einen Ehrenplatz einnehmen.

Heraldisch entziffert zeigt das Wappen folgende Schilde: 1. die von Böhmen, Kärnthen,
Steiermark und Burgund; 2. die von Ungaim, Oesterreich, Leon und Kastilien; 3. die von Görz,
Tirol und Habsburg; 4. die von Kyburg, Eisass und Pfirdt; im Schildfusse sind die alt-öster-
reichischen fünf Lerchen. Der mehrfach ausgebogene Schild ist mit dem Erzherzogshute bedeckt.
Eine ähnliche Wappen-Zusammenstellung durch das auf liegende Hochmeisterkreuz in die eben an-
geführten vier Haupttheile gesondert, findet sich auf den Thalern des Erzherzogs Deuschmeisters
Maximilian vom Jahre 1587 vor, und es hat allen Anschein, dass Johann Theodor de Bry diese
Thaler sich zum Muster nahm, als er seinen geübten Grabstichel an dem erzherzoglichen Wappen
versuchte.

Die andere Schale Kr. 2 gibt uns ein vortrefflich gelungenes Bild der Scene, wie die
Jünger den Herrn in Emaus am Brodbrechen erkannt haben. Unter einen! Laubdache sitzt der
Heiland, ihm zur Rechten ein Jünger mit einer kahlen, hohen Stirne und einem kräftigen Voll-
barte, zur Linken ein anderer mit dem Pilgerstabe. Offenbar wollte hier der Künstler die
Apostel Petrus und Jacobus darstellen. Eben segnet der Herr das Brod, welches gebrochen
vor ihm auf dem nettgedeckten Tische liegt; zweifelnd blickt der Eine das Brod an, verwundert,
in freudiger Ueberraschung erhebt der Andere die Hände. Der Künstler verlegt die Handlung
in eine deutsche Landherberge, wo Küche und Stube sich Wechselseitig ergänzen, wesshalb
auch der Feuerherd, der Teller- und Kesselschrank und die beim Kochen beschäftigten vier
Frauen in voller Lebendigkeit und richtiger Zeichnung sich unserem Blicke darbieten. Und
wie ausdrucksvoll sitzt nicht der Gastgeber in seiner Schänke, im pelzverbrämten Kaftan,
mit geschlitzten Aermeln, dem weissen Vortuche und dem Käppchen, dem Symbole seines Haus-
herrnrechtes, auf dem Kopfe. Mehr neugierig als betroffen sieht er den drei Fremdlingen zu,
zu denen eben ein Aufwärter mit der ganzen Haltung eines gutdressirten Garpons hinzutritt. Die
runde behäbige Gestalt des Wirthes sagt, dass das ober ihm hängende Wahrzeichen, der grüne
Kranz der Freude, so manchem Fremden das Geld aus der Tasche gelockt hatte; es scheint
ein besserer Locker zu sein als die unvermeidlichen Schwalben auf einem deutschen Bilde, die
am Gesimse und an der Stange sich des Lebens freuen. Hund und Katze, Kochgeschirr und
Gemüse, Krug und Trinkschale, die Zeltflasche, Rückerinnerung an die alten Kettenflaschen, todtes
Geflügel in der Küche, die brennende Lampe und der hängende Kessel am offenen Feuer geben
dem Bilde ein Leben, welches wo möglich nur durch die meisterhafte Technik und perspec-
tivische Behandlung des Hintergrundes, wo Christus mit den beiden Jüngern in weiter Ferne sicht-
bar, übertroffen wird. Hier bewahrheitet es sich, was die Kunstkenner von den Radirungen des
Johann Theodor de Bry aussagen, dass sie jenen seines Vaters weit vorzuziehen seien, und
dass sie, wo der Meister nach Originalen zeichnete, die Originale vollkommen ersetzen. Wir konnten
nicht in Erfahrung bringen, ob diese Zeichnung von Bry herrühre, oder nicht. In dem Kach-

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