sein sollten, sind nicht viel anders. Alle sind sie Inseln, die
immer nur den einzigen Sinn erfüllen, den Schüler dem Leben
zu entfremden, statt ihn für seine späteren Aufgaben im Leben
zu erziehen. Was ist denn bis jetzt der Erfolg der Kunst-
gewerbeschulen? Begabte Menschen wurden zum Kunst-
proletariat erzogen, das willenlos und ziellos enttäuscht ist
über die Wirklichkeit, die sie verkennen.
Nein! In den Schulen darf nichts getan werden, was nicht
durchpulst ist vom Leben, das auch außerhalb der Schulen
ist. Schulen sind keine Inseln für Lehrer und Direktoren, sie sind
Erziehungspläne, die der Gegenwart und Zukunft gehören.
Dann die Volksfeste, Demonstrationen und Tagungen! Sie
üben einen großen erzieherischen Einfluß aus, sie können
Kulturtaten sein, aber sie können auch eine Kulturreaktion sein!
Es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, daß diese Veranstal-
tungen fest in die kulturellen Ziele der Nation gerichtet sind.
Wenn auf der Braunschweiger Tagung Koggen, Pulvertürme
und Stadttore, die man errichtete, den Handelsstand begrüßten,
dann können diese Menschen annehmen, daß unsere Zeit nur
dort Gutes schafft, wo sie sich mit ähnlichen Atrappen um-
gibt, aber Kulturwerte werden so nicht geschaffen. Warum
denn solche Pulvertürme? Ist nicht die Ritterrüstung längst
durch die Gasmaske abgelöst? Wenn wir zur Wehrhaftigkeit
erziehen wollen, dann ist die Grundlage hierfür doch wohl
die Wahrhaftigkeit.
Dann Warenausstellungen! Welche wertvolle Erziehungs-
arbeit kann hier geleistet werden, und wie schädlich kann
eine Ausstellung sein, wie die gegenwärtige im Kunstgewerbe-
museum an der Prinz-Albrecht-Straße. Nicht Volkskunst, nicht
Volkskönnen wurde dort gezeigt, sondern das Nichtkönnen,
in welchem die Ausstellungsleiter wohl besonders Gemütvolles
entdeckten. Das Wenige von wirklicher Volkskunst, das die
Ausstellung zeigte, erstickte unter dem Wust von Minder-
wertigem.
Ausstellungen sollen auch niemals Verkaufsausstellungen
sein. Das ist taktisch ungeschickt. Der Handel, der sonst noch
so schwerfällig sein mag, wird in solchen Situationen immer
sehr lebendig protestieren. Der Handel ist auf geplante Aus-
stellungen hinzuweisen, und in den Ausstellungen sind die
Adressen der Geschäfte bekanntzugeben, in denen die Aus-
stellungsobjekte verkauft werden.
Tageszeitungen sind in unsern Aufgabenkreis mehr als bisher
einzubeziehen durch Ausbau der Werkbundmitteilungen.
Wichtig ist auch der Einfluß auf Händler- und Verkäufer-
zeitungen.
Die ehemaligen Volkshochschulen sind mit an den Erziehungs-
aufgaben zu beteiligen. Man sollte in Volkshochschulen
weniger Lichtbilder von kunsthistorischer Bedeutung zeigen und
mehr an die wirkliche Umwelt der Schüler denken. Führungen
durch Warenhäuser und Führungen durch Geschäftsstraßen
mir ihren Auslagen schaffen einen festeren Boden als Lichtbild-
vorrräge über vergangene Kunstepochen.
Schutzmarken, Erzeugerzeichen sollten alle Waren kenn-
zeichnen. Wenn für die Angabe der Hersteller auf allen
Waren ein Zwang bestände, dann würde die Preisunterbietung,
die heute noch immer in der Industrie üblich ist, bedeutend
erschwert. Die immerwährende Preisunterbietung in den letzten
Jahren hat nicht zuletzt mit Schuld an der Verschlechterung
der deutschen Waren.
Gleichzeitig wäre mit dem Markenzwang eine engere Be-
ziehung zwischen Hersteller und kaufendem Publikum möglich.
Schlechte Erzeugnisse würden bald als „schlechte Marken"
alie Erzeugnisse des Herstellers kompromittieren. Der Her-
steller müßte selbst seine Ware verantworten und nicht mehr
der Händler.
Schlechte, minderwertige Erzeugnisse sind nicht nur ein
Schaden für den Käufer. Nein! Von weit größerem Schaden
isl' der Einfluß solcher Ware während ihrer Entstehung auf die
Werkangehörigen selbst. Denn meistens sind in diesen Werken
die Lohnverhältnisse nicht viel anders als die Produktions-
methoden, mit denen die Lust zum Werk, die Freude am
Schaffen systematisch zerstört wird. Wir wissen doch alle, wie
unterschiedlich Arbeiter sind aus verantwortungsvollen Be-
trieben gegenüber den Arbeitern, die in keiner Weise an
ihrem Schaffen interessiert sein können.
Dann der Verkäufer, der Händler — sie alle werden von
jeder Ware beeinflußt, die durch ihre Hände geht, und mögen
diese Menschen auch noch so gleichgültig scheinen im Verhalten
gegenüber ihren Verkaufsobjekten.
Die Aufgaben des Deutschen Werkbundes in dieser Erzie-
hungsarbeit sind groß und mannigfaltig. Wir müssen nur immer
daran denken, daß aller Einfluß ein Einfluß auf die Wirtschaft
und in der Wirtschaft sein muß. Die notwendige Voraussetzung
hierfür ist für uns das wirtschaftliche Denken. Wir müssen
immer mehr eindringen in die Wirtschaft, wir müssen ihre
komplizierte Struktur kennenlernen, wenn wir wirken wollen
in Industrie und Handel. Es darf für uns keine Trennung geben
zwischen Kultur und Wirtschaft. Keine Kompromisse sind nötig.
Kompromisse zersetzen. Einordnung ist unsere Pflicht! Nur
so führt der Weg zu dem Ziel, für das unser aller Beruf ist.
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immer nur den einzigen Sinn erfüllen, den Schüler dem Leben
zu entfremden, statt ihn für seine späteren Aufgaben im Leben
zu erziehen. Was ist denn bis jetzt der Erfolg der Kunst-
gewerbeschulen? Begabte Menschen wurden zum Kunst-
proletariat erzogen, das willenlos und ziellos enttäuscht ist
über die Wirklichkeit, die sie verkennen.
Nein! In den Schulen darf nichts getan werden, was nicht
durchpulst ist vom Leben, das auch außerhalb der Schulen
ist. Schulen sind keine Inseln für Lehrer und Direktoren, sie sind
Erziehungspläne, die der Gegenwart und Zukunft gehören.
Dann die Volksfeste, Demonstrationen und Tagungen! Sie
üben einen großen erzieherischen Einfluß aus, sie können
Kulturtaten sein, aber sie können auch eine Kulturreaktion sein!
Es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, daß diese Veranstal-
tungen fest in die kulturellen Ziele der Nation gerichtet sind.
Wenn auf der Braunschweiger Tagung Koggen, Pulvertürme
und Stadttore, die man errichtete, den Handelsstand begrüßten,
dann können diese Menschen annehmen, daß unsere Zeit nur
dort Gutes schafft, wo sie sich mit ähnlichen Atrappen um-
gibt, aber Kulturwerte werden so nicht geschaffen. Warum
denn solche Pulvertürme? Ist nicht die Ritterrüstung längst
durch die Gasmaske abgelöst? Wenn wir zur Wehrhaftigkeit
erziehen wollen, dann ist die Grundlage hierfür doch wohl
die Wahrhaftigkeit.
Dann Warenausstellungen! Welche wertvolle Erziehungs-
arbeit kann hier geleistet werden, und wie schädlich kann
eine Ausstellung sein, wie die gegenwärtige im Kunstgewerbe-
museum an der Prinz-Albrecht-Straße. Nicht Volkskunst, nicht
Volkskönnen wurde dort gezeigt, sondern das Nichtkönnen,
in welchem die Ausstellungsleiter wohl besonders Gemütvolles
entdeckten. Das Wenige von wirklicher Volkskunst, das die
Ausstellung zeigte, erstickte unter dem Wust von Minder-
wertigem.
Ausstellungen sollen auch niemals Verkaufsausstellungen
sein. Das ist taktisch ungeschickt. Der Handel, der sonst noch
so schwerfällig sein mag, wird in solchen Situationen immer
sehr lebendig protestieren. Der Handel ist auf geplante Aus-
stellungen hinzuweisen, und in den Ausstellungen sind die
Adressen der Geschäfte bekanntzugeben, in denen die Aus-
stellungsobjekte verkauft werden.
Tageszeitungen sind in unsern Aufgabenkreis mehr als bisher
einzubeziehen durch Ausbau der Werkbundmitteilungen.
Wichtig ist auch der Einfluß auf Händler- und Verkäufer-
zeitungen.
Die ehemaligen Volkshochschulen sind mit an den Erziehungs-
aufgaben zu beteiligen. Man sollte in Volkshochschulen
weniger Lichtbilder von kunsthistorischer Bedeutung zeigen und
mehr an die wirkliche Umwelt der Schüler denken. Führungen
durch Warenhäuser und Führungen durch Geschäftsstraßen
mir ihren Auslagen schaffen einen festeren Boden als Lichtbild-
vorrräge über vergangene Kunstepochen.
Schutzmarken, Erzeugerzeichen sollten alle Waren kenn-
zeichnen. Wenn für die Angabe der Hersteller auf allen
Waren ein Zwang bestände, dann würde die Preisunterbietung,
die heute noch immer in der Industrie üblich ist, bedeutend
erschwert. Die immerwährende Preisunterbietung in den letzten
Jahren hat nicht zuletzt mit Schuld an der Verschlechterung
der deutschen Waren.
Gleichzeitig wäre mit dem Markenzwang eine engere Be-
ziehung zwischen Hersteller und kaufendem Publikum möglich.
Schlechte Erzeugnisse würden bald als „schlechte Marken"
alie Erzeugnisse des Herstellers kompromittieren. Der Her-
steller müßte selbst seine Ware verantworten und nicht mehr
der Händler.
Schlechte, minderwertige Erzeugnisse sind nicht nur ein
Schaden für den Käufer. Nein! Von weit größerem Schaden
isl' der Einfluß solcher Ware während ihrer Entstehung auf die
Werkangehörigen selbst. Denn meistens sind in diesen Werken
die Lohnverhältnisse nicht viel anders als die Produktions-
methoden, mit denen die Lust zum Werk, die Freude am
Schaffen systematisch zerstört wird. Wir wissen doch alle, wie
unterschiedlich Arbeiter sind aus verantwortungsvollen Be-
trieben gegenüber den Arbeitern, die in keiner Weise an
ihrem Schaffen interessiert sein können.
Dann der Verkäufer, der Händler — sie alle werden von
jeder Ware beeinflußt, die durch ihre Hände geht, und mögen
diese Menschen auch noch so gleichgültig scheinen im Verhalten
gegenüber ihren Verkaufsobjekten.
Die Aufgaben des Deutschen Werkbundes in dieser Erzie-
hungsarbeit sind groß und mannigfaltig. Wir müssen nur immer
daran denken, daß aller Einfluß ein Einfluß auf die Wirtschaft
und in der Wirtschaft sein muß. Die notwendige Voraussetzung
hierfür ist für uns das wirtschaftliche Denken. Wir müssen
immer mehr eindringen in die Wirtschaft, wir müssen ihre
komplizierte Struktur kennenlernen, wenn wir wirken wollen
in Industrie und Handel. Es darf für uns keine Trennung geben
zwischen Kultur und Wirtschaft. Keine Kompromisse sind nötig.
Kompromisse zersetzen. Einordnung ist unsere Pflicht! Nur
so führt der Weg zu dem Ziel, für das unser aller Beruf ist.
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