Ein Unternehmen sucht eine neue Schutzmarke
Sehr schöne Arbeit mit einem vornehmen, starken Ausdruck
(Gestalter: Eckart, Hamburg. Erster Preis)
Soll eine Ware ihren Platz in der Welt behaupten, so bedarf
sie nicht nur der inneren Güte, sondern auch des äußeren
Gesichtes, das dieser Güte entspricht. So allein kann sie die
unmittelbare anziehende Wirkung ausüben, die durch keine
noch so marktschreierische, aufdringliche Anpreisung ersetzt
werden kann. Gleichzeitig läßt sie Rückschlüsse zu auf den
kulturellen Stand ihres Erzeugers und ihres Entstehungslandes.
Es erfüllt also jeder Hersteller, jeder Kaufmann, der alles daran-
setzt, diese starke Einheitlichkeit in der inneren und äußeren
Beschaffenheit seiner Ware zu erreichen, anstatt kurzsichtig
nur auf das Materielle und den Augenblicksgewinn, der jede
Ausgabe für künstlerische Gestaltung überflüssig erscheinen
laß?, zu sehen, geradezu eine nationale Pflicht. Darüber hinaus
darf er gewiß sein, daß sich solche Mühe dereinst lohnt.
Wenn wir erst so weit sind, daß jeder deutsche Kaufmann
und Unternehmer dies erkannt hat und das Seine opfert zur
Pflege und Förderung aller kulturellen Dinge, dann brauchen
wir uns keine Sorge mehr um Wirtschaft und Ausfuhr zu machen.
Zahlenmäßig läßt sich dies allerdings nicht so ohne weiteres
auf Papier ausrechnen, und so wird es wohl noch eine geraume
Zeit dauern, bis sich der rechnende Verstand der tieferen
Einsicht beugt, bis endlich die künstlerischen Kräfte, die wert-
vollsten, die ein Volk besitzt, voll ausgenutzt in die deutsche
Wirtschaff eingeschaltet werden.
Um so erfreulicher ist es, daß heute schon ein Unternehmen
wie die Brauerei Schultheiß-Patzenhofer in Berlin ein ver-
dienstliches Vorbild gibt, indem sie ihrer bekannten, aber heute
rechf altmodisch anmutenden Schutzmarke ein unserer Zeit
entsprechend neues starkes Gesicht geben möchte. Um die
beste Lösung hierfür aufzufinden, appellierte sie in einem
Wettbewerbsausschreiben an die Schaffensfreudigkeit unserer
deutschen Gestalter, für die sie durch reichliche Preise einen
angemessenen Entgelt bot. Mehr als tausend Künstler beteiligten
sich an dem Wettbewerb. Es war ein recht erfreuliches Zeichen,
daß trotz so großer Beteiligung so gut wie kein Verfall
zu finden war. Dennoch war eine kleine Enttäuschung dabei.
Die Mehrzahl der Teilnehmer hatte nämlich nicht erkannt, was
eine Schutzmarke ist. Mit ungeheurer Mühe und großem Auf-
wand waren komplizierte Zeichnungen, graphische und sogar
malerische Leistungen dargeboten worden. Dadurch fielen viele
an sich künstlerisch wertvolle Arbeiten von vornherein aus.
Von den technisch Brauchbaren war die Mehrzahl mehr oder
weniger langweilig. Durch schöne Köpfe und vollendet ge-
zeichnete Figuren glaubte man der Aufgabe gerecht werden
zu können. Daß im einfachsten Gebilde ein starker Ausdruck
von lebendiger Wirkung geschaffen werden mußte, daß es
darum ging, den Schutzpatron des Unternehmens und dessen
Erzeugnis volkstümlich und für alle möglichen Gelegenheiten
verwendbar zu gestalten, hatten leider nur ganz wenige erfaßt.
Wir haben uns nun der Mühe unterzogen, aus den zur Schau
gestellten Arbeiten diejenigen zu notieren, die nicht nur den
Zeichner, sondern auch den Gestalter verraten, und von diesen
wiederum die hier gezeigten ausgesucht, die dem Verwen-
dungszweck am besten gerecht werden und somit gute Vor-
schläge zur endgültigen Lösung darstellen oder Ansätze dazu
enthalten. Wir hoffen damit den Gestaltern wie dem Unter-
nehmen, das in vorbildlicher Weise kulturell verantwortungs-
bewußt handelt, zu nutzen und einer guten Sache zu dienen.
Otto Bolte, Berlin
Gedanklich richtig erfaßt und in jeder Beziehung lebendig und
vortrefflich (Gestalter: Heim, Berlin)
Eine gute Schutzmarke im
besten Sinne (Gestalter:
Scheven, Frankfurt. Zwei-
ter Preis)
106
Sehr schöne Arbeit mit einem vornehmen, starken Ausdruck
(Gestalter: Eckart, Hamburg. Erster Preis)
Soll eine Ware ihren Platz in der Welt behaupten, so bedarf
sie nicht nur der inneren Güte, sondern auch des äußeren
Gesichtes, das dieser Güte entspricht. So allein kann sie die
unmittelbare anziehende Wirkung ausüben, die durch keine
noch so marktschreierische, aufdringliche Anpreisung ersetzt
werden kann. Gleichzeitig läßt sie Rückschlüsse zu auf den
kulturellen Stand ihres Erzeugers und ihres Entstehungslandes.
Es erfüllt also jeder Hersteller, jeder Kaufmann, der alles daran-
setzt, diese starke Einheitlichkeit in der inneren und äußeren
Beschaffenheit seiner Ware zu erreichen, anstatt kurzsichtig
nur auf das Materielle und den Augenblicksgewinn, der jede
Ausgabe für künstlerische Gestaltung überflüssig erscheinen
laß?, zu sehen, geradezu eine nationale Pflicht. Darüber hinaus
darf er gewiß sein, daß sich solche Mühe dereinst lohnt.
Wenn wir erst so weit sind, daß jeder deutsche Kaufmann
und Unternehmer dies erkannt hat und das Seine opfert zur
Pflege und Förderung aller kulturellen Dinge, dann brauchen
wir uns keine Sorge mehr um Wirtschaft und Ausfuhr zu machen.
Zahlenmäßig läßt sich dies allerdings nicht so ohne weiteres
auf Papier ausrechnen, und so wird es wohl noch eine geraume
Zeit dauern, bis sich der rechnende Verstand der tieferen
Einsicht beugt, bis endlich die künstlerischen Kräfte, die wert-
vollsten, die ein Volk besitzt, voll ausgenutzt in die deutsche
Wirtschaff eingeschaltet werden.
Um so erfreulicher ist es, daß heute schon ein Unternehmen
wie die Brauerei Schultheiß-Patzenhofer in Berlin ein ver-
dienstliches Vorbild gibt, indem sie ihrer bekannten, aber heute
rechf altmodisch anmutenden Schutzmarke ein unserer Zeit
entsprechend neues starkes Gesicht geben möchte. Um die
beste Lösung hierfür aufzufinden, appellierte sie in einem
Wettbewerbsausschreiben an die Schaffensfreudigkeit unserer
deutschen Gestalter, für die sie durch reichliche Preise einen
angemessenen Entgelt bot. Mehr als tausend Künstler beteiligten
sich an dem Wettbewerb. Es war ein recht erfreuliches Zeichen,
daß trotz so großer Beteiligung so gut wie kein Verfall
zu finden war. Dennoch war eine kleine Enttäuschung dabei.
Die Mehrzahl der Teilnehmer hatte nämlich nicht erkannt, was
eine Schutzmarke ist. Mit ungeheurer Mühe und großem Auf-
wand waren komplizierte Zeichnungen, graphische und sogar
malerische Leistungen dargeboten worden. Dadurch fielen viele
an sich künstlerisch wertvolle Arbeiten von vornherein aus.
Von den technisch Brauchbaren war die Mehrzahl mehr oder
weniger langweilig. Durch schöne Köpfe und vollendet ge-
zeichnete Figuren glaubte man der Aufgabe gerecht werden
zu können. Daß im einfachsten Gebilde ein starker Ausdruck
von lebendiger Wirkung geschaffen werden mußte, daß es
darum ging, den Schutzpatron des Unternehmens und dessen
Erzeugnis volkstümlich und für alle möglichen Gelegenheiten
verwendbar zu gestalten, hatten leider nur ganz wenige erfaßt.
Wir haben uns nun der Mühe unterzogen, aus den zur Schau
gestellten Arbeiten diejenigen zu notieren, die nicht nur den
Zeichner, sondern auch den Gestalter verraten, und von diesen
wiederum die hier gezeigten ausgesucht, die dem Verwen-
dungszweck am besten gerecht werden und somit gute Vor-
schläge zur endgültigen Lösung darstellen oder Ansätze dazu
enthalten. Wir hoffen damit den Gestaltern wie dem Unter-
nehmen, das in vorbildlicher Weise kulturell verantwortungs-
bewußt handelt, zu nutzen und einer guten Sache zu dienen.
Otto Bolte, Berlin
Gedanklich richtig erfaßt und in jeder Beziehung lebendig und
vortrefflich (Gestalter: Heim, Berlin)
Eine gute Schutzmarke im
besten Sinne (Gestalter:
Scheven, Frankfurt. Zwei-
ter Preis)
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