Ein Beispiel religiöser Festgestaltung
Die Möglichkeiten neuer Gestaltung innerhalb einer jähr- Da eine Vergrößerung der Kirche oder ein Neubau aus wirt-
hunderfealten Tradition sind beschränkt. Sie sind in dem sehr schaftlichen Gründen nicht in Frage kam, war man gezwungen,
langsamen Wachstum der Idee beschlossen, welche der Tra- den Festumzug auf die Straße zu verlegen. Es ist selbstver-
dition zugrunde liegt. Künstlerische Eigenwilligkeiten finden ständlich, daß man an die alte Form der Prozession, die sich
deshalb meistens keinen Nährboden, soweit sie nicht die in vor vierhundert Jahren durch einen großen Teil der Stadt
der Idee selbst schlummernden Möglichkeiten ans Licht bringen bewegte, unter den anderen Voraussetzungen unserer heutigen
und gestalten. » Zeit nicht wieder anknüpfen konnte. Der Zug mußte sich auf
Daß man in Lübeck anläßlich einer Fronleichnamsprozession einen Straßenabschnitt vor der Kirche beschränken. Diese Be-
neue Wege einschlagen konnte, liegt an den besonderen Vor- schränkung erwies sich für eine neue Gestaltung als fruchtbar,
aussetzungen, die hier gegeben waren. Durch das Anwachsen Ein quadratischer, vierteiliger Altar mit Baldachin, welcher von
der kleinen katholischen Gemeinde wurde ein Festumzug am arbeitslosen Handwerkern der Gemeinde gebaut war, fand,
Fronleichnamstag innerhalb der Kirche, wie er seit dem" Mittel- an Stelle der in den meisten katholischen Landesteilen üblichen
alter üblich war, wegen Raummangels fast zur Unmöglichkeit. vier einzelnen Altäre, mitten auf der Straße Aufstellung. Die
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Die Möglichkeiten neuer Gestaltung innerhalb einer jähr- Da eine Vergrößerung der Kirche oder ein Neubau aus wirt-
hunderfealten Tradition sind beschränkt. Sie sind in dem sehr schaftlichen Gründen nicht in Frage kam, war man gezwungen,
langsamen Wachstum der Idee beschlossen, welche der Tra- den Festumzug auf die Straße zu verlegen. Es ist selbstver-
dition zugrunde liegt. Künstlerische Eigenwilligkeiten finden ständlich, daß man an die alte Form der Prozession, die sich
deshalb meistens keinen Nährboden, soweit sie nicht die in vor vierhundert Jahren durch einen großen Teil der Stadt
der Idee selbst schlummernden Möglichkeiten ans Licht bringen bewegte, unter den anderen Voraussetzungen unserer heutigen
und gestalten. » Zeit nicht wieder anknüpfen konnte. Der Zug mußte sich auf
Daß man in Lübeck anläßlich einer Fronleichnamsprozession einen Straßenabschnitt vor der Kirche beschränken. Diese Be-
neue Wege einschlagen konnte, liegt an den besonderen Vor- schränkung erwies sich für eine neue Gestaltung als fruchtbar,
aussetzungen, die hier gegeben waren. Durch das Anwachsen Ein quadratischer, vierteiliger Altar mit Baldachin, welcher von
der kleinen katholischen Gemeinde wurde ein Festumzug am arbeitslosen Handwerkern der Gemeinde gebaut war, fand,
Fronleichnamstag innerhalb der Kirche, wie er seit dem" Mittel- an Stelle der in den meisten katholischen Landesteilen üblichen
alter üblich war, wegen Raummangels fast zur Unmöglichkeit. vier einzelnen Altäre, mitten auf der Straße Aufstellung. Die
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