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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 9.1934

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Heiss, ...: Wie gestaltet man eine Schau?
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https://doi.org/10.11588/diglit.13712#0131

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Wie gestaltet man eine Schau?

Es ist außerordentlich betrüblich, wenn das, was der Be-
einflussung von Hunderttausenden von Menschen dient, nicht
richtig gestaltet wird, so daß es seine Bestimmung nur teilweise
zu erfüllen vermag. Wenn dies seither allzuhäufig der Fall
war, so lag es wohl daran, daß zu wenig erkannt worden ist,
welch hervorragenden Platz im Leben der Nation die Aus-
stellungen, Messen, Rundfunkdarbietungen, Filme, Zeitungen,
Kundgebungen u. ä. einnehmen, und daß jene, die sich damit
beschäftigten, als eine Art Außenseiter des bürgerlichen Lebens,
als ungeratene Söhne o. ä. betrachtet wurden. Diese Erschei-
nungen einer vergangenen Zeit sind ja nun so ziemlich vorüber,
und wenn in den kommenden Jahren der Bildfunk Wirklichkeit
werden wird, so wird hoffentlich allen für die Hebung der
deutschen Kultur Verantwortlichen klar geworden sein, daß es
gilt, die besten Männer für diese bedeutungsvollen Aufgaben
einzusetzen.

Innerhalb dieser Bemühungen kommt der bildhaften Über-
zeugungskraft einer Schau besondere Bedeutung zu. Leider ist
diese Art der Werbung für politische, kulturelle, wirtschaftliche
und soziale Ideen und Notwendigkeiten nahezu totgeritten
worden. Das liebe Publikum, das alles bezahlen muß, wird
Jahr für Jahr in mammutartige Ausstellungen gelockt, mit
Tausenden von Eindrücken überladen und so zur Oberflächlich-
keit und Unzufriedenheit erzogen. Die Rentabilität aber ist in
Ordnung. Wann wird diesem Unfug, der in keiner Weise in
unseren nationalsozialistischen Staat paßt, endlich ein Ende
bereitet? Der Ausgangspunkt beim Aufbau eines Marktes, einer
Messe, ist der vermietbare Stand, und die Leiter solcher Ein-
richtungen machen auch selten ein Hehl daraus, daß es
ihnen weder um die Förderung der Wertarbeit, noch um die
Erziehung des Volkes, noch um die Hebung der Kultur zu tun

ist. Um so mehr ist die Leitung einer Schau — etwas grundsätzlich
anderes als eine Messe — durch Herausstellung tragender Ideen,
durch richtige Planung und guten Aufbau dem ganzen Volke
verpflichtet.

Bei der Verschiedenartigkeit dessen, was den Einzelnen auf
einer Schau beeindruckt und fesselt, was der Einzelne von einer
Schau im Gedächtnis behält, ist es wichtig, sie unter möglichster
überbrückung der gegensätzlichen Interessen und gerade zur
Förderung der Interessen des Einzelnen psychologisch richtig
aufzubauen. Wichtiger als diese planvolle Gestaltung im
ganzen und im einzelnen und als die Begrenzung des Um-
fanges zur Erleichterung der Aufnahmefähigkeit beim Besucher,
wichtiger sogar als die Idee ist jedoch, so eigenartig es klingen
mag, die Zurückdämmung der Sonnenglut und die Erneuerung
der Luft. Es ist auch zwecklos, um Einzelheiten bemüht zu sein,
solange die gesamte Schau vernunftwidrig gegliedert ist, so-
lange nicht Hallen mit Freiflächen, Liegeflächen u. ä. abwech-
seln, solange Stauungen von Menschen eintreten können und
die Besucher aus irgendwelchen sonstigen Gründen die Lust
verlieren können und es vorziehen, ein Kaffee aufzusuchen.

Bei der Fülle von Eindrücken, die den Besucher bestürmen,
die ihn anziehen und abstoßen, rächt es sich von selbst, wenn
es der Ausstellungsleitung nicht gelungen ist, die vorwiegend
unvereinbaren Wünsche der Aussteller zum Zusammenklang zu
bringen. Eine Schau ist wie ein Konzert. Es kann nicht jeder
spielen, wie er es gerne möchte. Allerdings ist es hier un-
verkennbar schwieriger, angesichts der Aufdringlichkeit der
einen und der Gedankenarmut der anderen im Verein mit den
guten Lösungen eine Harmonie zu erreichen, die zufriedenstellt.
Der Besucher ist selten gerecht, ahnt nicht, welche ungeheure
Mühe hinter allem steckt. Trotzdem ist es erfreulich, daß die

Die Bilder entstammen ausnahmslos der kürz-
lich geschlossenen Schau ,,Deutsches Volk —
Deutsche Arbeit", auf der sie nach den An-
gaben der Schriftleitung durch Köster, Berlin,
aufgenommen wurden

Es ist auf den ersten Blick zu ersehen, daß
dieser Raum lebendig gestaltet ist, daß die
übliche öde Reihung von Kojen ersetzt ist durch
gut angeordnete Schauwände, welche die Auf-
merksamkeit auf sich lenken, durch Rampen,
Brücken und andere Gestaltungsmöglichkeiten.
Allem Anschein nach das Ergebnis einer freund-
schaftlichen Zusammenarbeit zwischen den
Ausstellern. (Gestalter Hirzel, Berlin)

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