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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 9.1934

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Heiss, ...: Wie gestaltet man eine Schau?
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https://doi.org/10.11588/diglit.13712#0132

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geringe Halfung der meisten Ausstellungen längst zu langweilen
und abzustoßen beginnt, so daß die Aussteller künftighin von
selbst gezwungen werden, neue Wege zu beschreiten, um auf
ihre Rechnung zu kommen.

Der Besucher, auf den alles ankommt, ist natürlich Egoist und
dies mit Recht. Er erwartet von einer Schau Einblicke in Dinge,
die er sonst nirgends zu sehen bekommt. Er will wissen, wes-
wegen etwas gezeigt wird. Er will sofort erkennen, was daran
wesentlich, neu, gut, vorbildlich ist. Er ist unerbittlich. Es ist
daher nötig, ihn möglichst überzeugend und lebendig anzu-
sprechen, ihn bei seinen Idealen und bei seinen gesunden
Lebenstrieben zu packen, bei seinem Wissensdurst, bei seiner
Neugierde, bei seiner Vaterlandsliebe. Der Besucher hat zu-
meist die ganze Woche gearbeitet, will sich entspannen. Also
muß man es ihm leicht machen. Er nimmt gern etwas mit, um
es später zu lesen. Aber er will möglichst viel vom Besuch der
Schau haben. Er will staunen, lachen, vielleicht durch Kennt-
nisse imponieren, will selbst probieren, um wählen zu können.
All die Fülle der Gestaltungsmittel, die zur Verfügung stehen,
die Ware, die zeichnerischen und malerischen Erläuterungen,
die Modelle, Fotos, Farben, Transparente, Vitrinen, Filme, Lichter,
müssen sich dem unterordnen. Vor allem aber auch der Raum.
Eine Schau ist grundsätzlich kein Markt, weswegen also Stand
neben Stand? Weswegen nicht einmal etwas zum Hinunter-

sehen, zum Hinaufsteigen? Aber bei allem ist zu berücksich-
tigen, daß die Menschen sich vorwiegend beeindrucken lassen
und nur ein geringer Teil das besieht, was ihm beliebt, daß
die Menschen in der kurzen Zeit nur das Wesentliche zu er-
fassen vermögen, daß das Bild stärker und eindringlicher
spricht als ein Text, daß darauf geachtet werden muß, welcher
Anziehungspunkt in der Nähe stören könnte, um ihn durch
einen anders gearteten Eindruck womöglich auszuschalten, daß
es also bei der Wirkung einer Schau im einzelnen sehr stark
auf eine gute Abwechslung in der Verwendung der Gestal-
tungsmittel und im großen auf die geschickte Reihung ver-
schiedenartiger Eindrücke und Reize ankommt. An unruhigen
Punkten beispielsweise wirkt Ruhe, an langweiligen Winkeln
Lebendiges.

Es ist nicht zu verkennen, daß die Fehler, die bei der Ge-
staltung einer Schau gemacht werden können, erheblich sind.
Eine Schau ist wie das Leben, unvollkommen, ein Spiegelbild
ihrer Zeit, ihres Volkes und insbesondere der Menschen, die
sie schaffen. Trotzdem ist es unter den gegebenen äußeren
Bedingungen möglich, Großes zu erreichen, wenn ideale Men-
schen zusammenstehen im Kampf gegen den ewigen Egoisten.
Was wurde dabei verdient? fragte die kapitalistische Zeit.
Was ist in den Herzen der Menschen übrig geblieben?
fragen wir heute. Heiss I

Bodenkarten dieser Art sind vor allem zu Erläuterungen für Schüler, die sich ringsherum bequem aufstellen
können, geeignet. Die hier gewählte Darstellung in Grau verschiedener Helligkeit mit senkrechten roten
Stäben unter Fortlassung alles Unwesentlichen unterstützt die Einprägsamkeit

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