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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 9.1934

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Wendland, Winfried: Verfasser, Grafiker und Verlag
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https://doi.org/10.11588/diglit.13712#0084

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Verfasser, Grafiker und Verlag

über ein fertiges Haus solite nicht ein Literat schreiben,
sondern der Bauherr. Er allein kann ermessen, wie weit seine
Wünsche und Ideen Gestalt angenommen haben. Bei einem
fertigen Buch kann am besten der Verfasser beurteilen, wie
weit der Verlag seinen Ideen Rechnung trug. Und wenn wir
hier auf die typografische Arbeit Paul Stadlingers ver-
weisen, so geschieht es teils der Arbeiten selbst willen, teils
um an diesem Beispiel zu zeigen, wie notwendig der Ge-
brauchsgrafiker und Typograf innerhalb der Arbeit eines Ver-
lages ist. Der geringe künstlerische Wert des Durchschnittes
unserer Bucherzeugung zeigt leider, wie wenig richtig unsere
Verlegerschaft in diesem Punkte denkt. Ein Buch soll sich doch
nicht in erster Linie nach dem Leserkreis, der sich einstellt,
richten, sondern unter allen Umständen in sich eine Einheit
bilden, das heißt Text, Ausstattung, Typografie, Umschlag müs-
sen in innerer Übereinstimmung stehen. Dann wird es auch
Erfolg haben. Dies wird vom Verleger selten richtig ge-
sehen. So ist vor kurzem im Ullsteinverlag ein Bildwerk über

den Weltkrieg erschienen: „Eine ganze Welt gegen uns". Das
Buch ist ein typisches Zeichen dafür, wie man vielfach Bücher
„macht". Die typografische Aufmachung des Buches ist un-
würdig. Der Deutsche Werkbund muß gegen eine so rohe,
ungestaltete Ausstattung eines nationalen Gedenkbuches Protest
erheben. Für ein solches Werk ist die beste_ Arbeit des besten
Typografen gerade gut genug. Leider ist aber der Gebrauchs-
grafiker bei sehr vielen Verlagen, selbst größten Unterneh-
mungen, noch unbekannt.

Wie weit die Tätigkeit eines Gebrauchsgrafikers gehen kann,
zeigen Teile des Verlagswerkes von Reimar Hobbing und einige
Bücher des Scherlverlages, sowie die Bücher der Maximilian-
gesellschaft, die Stadlinger gestaltet hat. Vor allem die Bücher
aus dem Verlag Hobbing sind so vorzüglich, daß man sie
zum Besten rechnen kann, was an illustrierten Büchern auf dem
deutschen Buchmarkt in letzter Zeit erschienen ist. Ob es das
Buch über den Ozeanflug Gronaus ist, oder eine Reiseerzählung
aus dem Lande der Renntiere, der Bericht Harfmanns über

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