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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 9.1934

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Das Gesicht einer Reichsführerschule
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https://doi.org/10.11588/diglit.13712#0115

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Das Gesicht einer Reichsführerschule

Wie in allen großen Zeiten ist heute der Künstler berufen,
in vorderster Front am Aufbau eines neuen Reiches mit-
zuarbeiten; denn noch nie hat eine Idee die Weltgeschichte
entscheidend beeinflußt, die nicht ihre eigene Sprache in den
Formschöpfungen ihrer Träger gefunden hätte. Willkürliches,
Formloses, Ausdrucksloses, darf nicht entstehen. Dessen müssen
wir uns heute bewußt sein.

Von diesem Gesichtspunkt aus verfolgten breite Kreise den
Wettbewerb zu einer Reichsführerschule bei München, den
ersten großen Bauwettbewerb im Dritten Reich, mit bren-
nendem Interesse. Was wird nur alles aufgewandt werden
müssen, sollte man denken, um der Kraft der Idee Ausdruck
zu verleihen? Das Ergebnis zeigte, daß dieser starke Aus-
druck sich nicht erzwingen läßt, nicht durch gewaltsame Monu-
mentalität und krampfhafte Symmetrie, nicht durch äußerliche
Repräsentation. Denn die stark und lebendig wirkende Form
ist stets der Erfolg eines schweren, zähen Ringens mit sich
selbst. Romantische Vorstellungen vom Kampf und vom SA.-
Geist genügen nicht. „Mehr sein als scheinen", darin beruht
der Wert des SA.-Mannes, der ihn zum Träger der deutschen
Zukunft macht. Derselbe Grundsatz gilt für jede Bauschöpfung,
die Anspruch auf Geltung im Werden der Formensprache des
neuen Deutschland haben soll. Alles Ueberhebliche, Theatra-
lische ist vom Uebel; es kann nur täuschen und verwirren und
wird die Entwicklung aufhalten. In dieser Hinsicht war das
Ergebnis des Wettbewerbes noch sehr betrüblich, aber gerade
dieser Gesichtspunkt scheint uns der wichtigste in bezug auf
das Werden einer neuen Kultur. So viel falsches Pathos, so

viel leerer Formenreichtum, so viel erklügelte Monumentalität
und Aufmachung, wo soll das hinführen? Eine heroische
Geisteshaltung hat damit nichts zu tun, sie ist viel bescheidener.
In der Erkenntnis der eigenen Grenzen, in der Beherrschung
von Ausdrucksmöglichkeiten liegt doch die erste Voraussetzung
zur Schöpfung einer innerlichen und deshalb starken Formen-
iprache. Es ist ja noch nichts Vollendetes zu erwarten, da
wir heute erst am Anfang stehen. Entwicklungen lassen sich
nun einmal nicht überspringen; müssen wir doch auch in anderen
Dingen Geduld haben. Aber Klarheit und Schlichtheit, natür-
liches Empfinden, Einfühlung in die Landschaft, Ueberwindung
aller Eitelkeit in selbstloser, liebevoller Hingabe an die Auf-
gabe, das sind Wesensdinge, die man auch heute schon einem
Bauentwurf ansehen muß. Bei solcher Einstellung v/erden wir,
v/enn ein starker Glaube uns leitet, schließlich zu einer Form-
gestaltung gelangen, die auch zu Herzen spricht und damit
ihren Zweck im Leben des Volkes erst erfüllt.

Die hier wiedergegebenen Arbeiten zeigen Ansätze zu
solcher Schlichtheit und Lebendigkeit. Wir haben davon ab-
gesehen, dies auch hinsichtlich der Einfühlung in die Land-
schaft und der Grundrißgestaliung durch Wiedergabe der
Luftbilder zu untersuchen, um nicht in die sehr vielseitigen
Grundrißfragen einzugreifen, was bei dieser kurzen Erörterung
sehr leicht zu Mißverständnissen führen würde. Es kommt uns
hier lediglich darauf an, in einigen Schlaglichtern Gesichtszüge
einer Reichsführerschule zu zeigen, die uns als Ausdruck inner-
lich wahrer Baugesinnung wesentlich erscheinen für die Ent-
wicklung einer Formensprache unserer Zeit.

Gestaller: Roskolhen, Düsseldorf

I Si SB III BS B II BB BI IB B IB Bl IB IB I
B BB BB BB BI B BB II IB BB B II HB HB II I

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