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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 9.1934

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Hirzel, Stefan: Arbeiten einer Werkstatt
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https://doi.org/10.11588/diglit.13712#0166

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Arbeiten einer Werkstatt

O

In den Bezirken der gestaltenden Arbeit ist letzthin recht
viel von Gemeinschaft die Rede. Rudolf Koch, der kürzlich ver-
storbene Offenbacher Meister, war viel zu bescheiden, um
dieses anspruchsvolle Wort für sich und seine Mitarbeiter in
Anspruch zu nehmen. Auch hörte er es nur ungern, wenn er
als „Künstler" angesprochen wurde. Als Handwerker pflegte er
von seiner „Werkstatt" zu reden. Rudolf Koch war von Haus aus
gelernter Ziseleur, doch ist er weniger als Gestalter deutscher
Schriften weiten Kreisen bekannt geworden. Er hatte an sich
selbst die erzieherische Bedeutung des Schriftschreibens er-
fahren und verstand es, alle seine Schüler in die gleiche Zucht
zu nehmen. Auf dieser gemeinsamen Grundlage fanden sich
Meister und Mitarbeiter zu handwerklicher Kameradschaft zu-
sammen. Besondere Neigung und Befähigung einzelner Mit-
arbeiter brachte es mit sich, daß immer neue Handwerks-

zweige in die Werkstattarbeit einbezogen wurden. Da wird
geschrieben, in Holz geschnitten und mit der Handpresse ge-
druckt, da wird gesponnen, gewebt und gestickt, da wird
Metall getrieben, gepunzt und geschrotet. Verläßt eine Arbeit
die Werkstatt, so stellt sich meist heraus, daß sie durch viele
Hände gegangen ist. Unwesentlich wird bei solcher Zu-
sammenarbeit, wer im einzelnen als Gestalter zu gelten hat.
Nach außen verweist das Werkstattzeichen auf die Herkunft
der Arbeit. Wäre noch zu sagen, daß der ganzen Werkstatt
eine selbstverständliche christliche Grundhaltung zu eigen war.
Nur in diesem Sinne wird die Werkstatt auch nach dem Tode
Rudolf Kochs weitergeführt werden können. Das darf nicht
verschwiegen werden. Denn diese Grundhaltung macht das
ganze Geheimnis der echten Gemeinschaft aus.

Stefan Hirzel, Berlin

Aus der Kunstdienstaus-
stellung „Rudolf Koch und
sein Kreis"

Ausschnitt a. der Deutsch-
landkarte (geschnitten v.
Kredel, Offenbach, hand-
gedruckt von Paul Koch,
Offenbach)

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