„Flammendes Gebet". Kleinplastik in Bronze von Bildhauer Fried Heuler,
Würzburg.
steht fremd in solcher Zeit. Um so mehr ist sie unserer Zeit nahe.
Wir haben innerhalb der iungen Kunst eine Anzahl Plastiker,
die in klarer Form und höchst blutvoll-lebendig das Persönlich-
keitsgefühl unserer Tage, sei es im Akt oder Porträt, zu formen
wissen. Nur eine Zeit, die in der Beschränkung auf sich und
durch sich leben will hat eine derart klar geformte Plastik
voller innerer Kraft und Größe. Sie geht nicht individualisti-
schen Zufälligkeiten nach. Sie spricht vielmehr von Ehernem,
Tiefem, Zeitlosem, dem der Einzelne dient, dem er unterworfen.
Ein oft faustischer Lebenswille, der fernab von Verzückung oder
bloßer Ekstase liegt, klingt an.
Diese große Lebensnähe, dieser Lebenswille beseelt auch die
Maler. Auch hier erleben wir bis hinein in das Handwerkliche
eine unmittelbare, weniger weltentrückte Sprache. So sehr die
Einzelheit wichtig ist, so sehr man gerade durch Einfühlung in
die Gegebenheiten dieser Welt viel Halt und kosmische Weite
zu gestalten sucht, kennt man doch auch wiederum eine Ge-
staltungsweise, die alle Erscheinung von innen her bewegt,
getrieben scheinen läßt. Aktiv erfüllt bietet sich unsere
Kunst, während die alte Romantik passiv beseelt scheint.
Selbst ein Bild derartiger Urgewalt und kosmischer Kraft wie
der „Mönch am Meer" von Casper David Friedrich hat zu-
tiefst etwas ganz Stilles, allem elementaren Geschehen Ent-
rücktes. — Nicht zuletzt drückt die neue Haltung die Ein-
gliederung des Menschen in die Natur aus. Der Mönch am
Meer und auch sonst die Gestalten Friedrichs oder auch
Runges stehen bewundernd der Welt gegenüber, oder sind
idyllisch eingegliedert. Sie sind mit allem Lebendigen zu einem
geruhsamen Ganzen verwoben. Man denke an die „Ruhe auf
der Flucht" von Runge oder an seine poetische Welt des
„Morgens" usf. Die neue Kunst zeigt Mensch und Natur i n
tätigem Gegensatz. Der Mensch ist Schaffender,
Handelnder. Es ist kein Zufall, daß die schicksalhafte Erdver-
bundenheit des Landmannes besonders gern Bildthema ist. Sind
Menschen doch einmal ruhig gegeben, dann sind sie voller
verhaltener Tatkraft, niemals Schwärmende, gefühlvoll Hin-
gegebene. Entfernt sich aber der junge Maler von dieser Welt,
dann wird er nicht zum Poeten und Märchendichter, dann
schafft er Gleichnisse, die von natürlichem Leben, ia von
einem myrhischen Ursein im Sinne unserer Tage handeln.
Auch das Stilleben oder die Tierdarstellung belegen das.
Hier wie dort ist niemals die bunte Alltäglichkeit, Natürlichkeit
und Zufälligkeit des Realismus herrschend. Man liebt das
Natürliche, durchaus, aber gesteigert, innerlich ge-
spannt. Lichtfülle, malerischen Reichtum erkennt man, aber
nicht als künstlerische Ausschließlichkeit. Man will in und mit
der Erscheinung Geheimnisvolles, innerlich Tragendes aus-
drücken. Das Lockere, Bunte des echten Realismus gibt sich ver-
tiefter, aber doch nicht lebensfern. In seiner Farbgebung
meidet der Maler die aufgeschlossene, ungemein bewegte,
echt impressionistische Malweise. Wesentlicheres will er zum
Sprechen bringen, als die geistreich-zupackende, einzig auf
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Würzburg.
steht fremd in solcher Zeit. Um so mehr ist sie unserer Zeit nahe.
Wir haben innerhalb der iungen Kunst eine Anzahl Plastiker,
die in klarer Form und höchst blutvoll-lebendig das Persönlich-
keitsgefühl unserer Tage, sei es im Akt oder Porträt, zu formen
wissen. Nur eine Zeit, die in der Beschränkung auf sich und
durch sich leben will hat eine derart klar geformte Plastik
voller innerer Kraft und Größe. Sie geht nicht individualisti-
schen Zufälligkeiten nach. Sie spricht vielmehr von Ehernem,
Tiefem, Zeitlosem, dem der Einzelne dient, dem er unterworfen.
Ein oft faustischer Lebenswille, der fernab von Verzückung oder
bloßer Ekstase liegt, klingt an.
Diese große Lebensnähe, dieser Lebenswille beseelt auch die
Maler. Auch hier erleben wir bis hinein in das Handwerkliche
eine unmittelbare, weniger weltentrückte Sprache. So sehr die
Einzelheit wichtig ist, so sehr man gerade durch Einfühlung in
die Gegebenheiten dieser Welt viel Halt und kosmische Weite
zu gestalten sucht, kennt man doch auch wiederum eine Ge-
staltungsweise, die alle Erscheinung von innen her bewegt,
getrieben scheinen läßt. Aktiv erfüllt bietet sich unsere
Kunst, während die alte Romantik passiv beseelt scheint.
Selbst ein Bild derartiger Urgewalt und kosmischer Kraft wie
der „Mönch am Meer" von Casper David Friedrich hat zu-
tiefst etwas ganz Stilles, allem elementaren Geschehen Ent-
rücktes. — Nicht zuletzt drückt die neue Haltung die Ein-
gliederung des Menschen in die Natur aus. Der Mönch am
Meer und auch sonst die Gestalten Friedrichs oder auch
Runges stehen bewundernd der Welt gegenüber, oder sind
idyllisch eingegliedert. Sie sind mit allem Lebendigen zu einem
geruhsamen Ganzen verwoben. Man denke an die „Ruhe auf
der Flucht" von Runge oder an seine poetische Welt des
„Morgens" usf. Die neue Kunst zeigt Mensch und Natur i n
tätigem Gegensatz. Der Mensch ist Schaffender,
Handelnder. Es ist kein Zufall, daß die schicksalhafte Erdver-
bundenheit des Landmannes besonders gern Bildthema ist. Sind
Menschen doch einmal ruhig gegeben, dann sind sie voller
verhaltener Tatkraft, niemals Schwärmende, gefühlvoll Hin-
gegebene. Entfernt sich aber der junge Maler von dieser Welt,
dann wird er nicht zum Poeten und Märchendichter, dann
schafft er Gleichnisse, die von natürlichem Leben, ia von
einem myrhischen Ursein im Sinne unserer Tage handeln.
Auch das Stilleben oder die Tierdarstellung belegen das.
Hier wie dort ist niemals die bunte Alltäglichkeit, Natürlichkeit
und Zufälligkeit des Realismus herrschend. Man liebt das
Natürliche, durchaus, aber gesteigert, innerlich ge-
spannt. Lichtfülle, malerischen Reichtum erkennt man, aber
nicht als künstlerische Ausschließlichkeit. Man will in und mit
der Erscheinung Geheimnisvolles, innerlich Tragendes aus-
drücken. Das Lockere, Bunte des echten Realismus gibt sich ver-
tiefter, aber doch nicht lebensfern. In seiner Farbgebung
meidet der Maler die aufgeschlossene, ungemein bewegte,
echt impressionistische Malweise. Wesentlicheres will er zum
Sprechen bringen, als die geistreich-zupackende, einzig auf
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