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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 9.1934

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Von der Arbeitstagung des Bundesbeirates: am 26. Januar 1934 in Bremen
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https://doi.org/10.11588/diglit.13712#0037

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unbedingt dafür gesorgt werden, daß jeder Volksgenosse an
unserem Wollen teilnimmt, und zwar jeder an seinem Platze
und nach seiner Fähigkeit. Wenn wir uns bemühen, dieses
Wollen in tausende von Familien zu tragen, dann werde dieser
Wille in wenigen Jahren durch das ganze Volk hindurchgehen.

Als die neuen Leiter die Führung des DWB übernahmen, sei
die Frage aufgetaucht, ob der Werkbund überhaupt noch einen
Sinn und eine Aufgabe habe. Diese Frage sei heute mehr als
je zu bejahen. Der Werkbund müsse dieselbe Aufgabe, die
er sich bei seiner Gründung gestellt hat, wieder aufnehmen
und weiterführen. Er soll das Sammelbecken für die vielen
Menschen sein, die sich für die Forderungen der Wertschätzung
guter Arbeit und Qualität der Gebrauchsdinge einsetzen als
Dienst an einer guten Sache um des Volkes willen. Wenn auch
der Staat die Reichskammer der bildenden Künste mit dieser
Aufgabe betreut habe, so sei doch der Werkbund infolge der
Gliederung der Kammer nach Ständen schon als Querverbin-
dung unentbehrlich. Er sehe ungeheuer wichtige Aufgaben für
den Werkbund, der mitarbeiten müsse an der körperlichen,
geistigen und seelischen Gesunderhaltung unseres Volkes im
Sinne des Führers, der uns in seiner Einfachheit, in seinen Taten
wie in seinen Worten das Vorbild eines Menschen sei, der
das Beste für sein Volk wolle. Wir dürften nicht nur an Kunst
denken, sondern vor allen Dingen für die Gesundung unseres
Volkes tätig sein. Ohne ein gesundes Volk sei alles vergebens.
An dieser Stelle erinnerte Pg. Lörcher an ein Bibelwort, das
ihm seine Mutter auf den Lebensweg mitgegeben habe: „Was
hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und
nähme doch Schaden an seiner Seele!" Erst wenn wir geistig
und seelisch gesund seien, würden wir von selbst die innere
seelische Haltung, das Selbstvertrauen und die Achtung vor
den anderen wiederfinden. Keiner solle den anderen nach-
ahmen oder nachäffen wollen, sondern jeder solle in den
Dingen seines täglichen Lebens die ihm eigene Haltung haben,
nicht scheel nach dem andern und dem was er hat sehen;
dann sei der richtige Weg da für einen Aufbau und die
Voraussetzung für eine neue Blüte in jeder Art von Kunst
gegeben.

Einleitender Vortrag des stellvertretenden Führers

Winfried W e n d I a n d - Berlin sprach zunächst über die Ein-
gliederung des Werkbundes in die Reichskammer der bildenden
Künste. Der Bund sei in die Kammer als „Kunstverein" auf-
genommen worden. Auf diese Weise bleibe dem DWB sein
Charakter als freie Vereinigung erhalten, wodurch aliein er
seiner hohen Aufgabe gerecht zu werden vermag, als erste
Qualitätsorganisation Deutschlands für die Förderung der ge-
staltenden Arbeit einzutreten. Der Werkbund sei tatsächlich
einzig auf dem Gebiete der angewandten Kunst. Aus dieser
Eingliederung ergebe sich für die Landesleiter die Verpflichtung,
sofort die Verbindung mit der betreffenden Landeskulturkammer
aufzunehmen und mit ihr dauernd in Fühlung zu bleiben. Die
Landesleiter würden künftighin von dem Präsidenten der Reichs-
kammer der bildenden Künste bestätigt. Die Landesleiter müßten
zudem in enger Fühlung mit den Werkbundführern in Berlin
bleiben und dürften auf keinen Fall Politik auf eigene Faust

treiben. Nach dem Fühlerprinzip sei die Leitung in Berlin
dem Kammerpräsidenten für den kulturpolitischen Kurs ver-
antwortlich.

Der Werkbund sei als Gesinnungsgemeinschaft eine Kampf-
organisation, nicht für Ästhetik, sondern für künstlerische Ge-
sinnung. Das Werk müsse dem Volk dienen; deshalb müsse
unser Bund die Gestaltungskräfte im Volke wecken und sam-
meln. Da es keine Organisation dieser Art in Deutschland gäbe,
werde die neue Mannschaft des Werkbundes zu einer Art SA
auf künstlerischem Gebiet, die allen ästhetischen Diskussionen
von vornherein die Spitze abbricht. Auch im Mittelalter sei es
ja die Gesinnung des schöpferischen Menschen gewesen, die
die große Blüte der Kultur geschaffen hat. Es handle sich nicht
darum, sog. „Prominente" zu sammeln, wir wollten im Gegenteil
die jungen Kräfte des Volkes beeindrucken und Einfluß auf
sie gewinnen — den Menschen also formen. Wer größere
Gaben habe, habe gemäß diesen Gaben sich einzusetzen,
habe größere Verpflichtung. So bedeute für uns Prominenz
nur größere Verantwortung. Der Werkbund wolle eine Organi-
sation sein, welche allen Gestaltern in unserem Volke die
nationalsozialistische Weltanschauung mit auf den Weg gibt
mit dem Ziel, eine „dritte Front" aufzurichten, die fest ge-
schlossen auf einwandfreier Arbeit aufrückt, die das Prinzip
der Leistung mit Schärfe durchführt und allmählich die Schlacken
beseitigt, die unser Kulturleben ersticken wollten.

Im weiteren Verlauf machte Pg. Wendland einige Mitteilungen
über das Arbeitsprogramm. Auf der Würzburger Tagung seien
schon die Punkte „Werkbundabzeichen", „Medaillenverleihung"
und die Titelbezeichnung DWB zur Debatte gestanden. Diese
Punkte seien noch auf dem Programm, könnten aber erst später
durchgeführt werden. Ein wichtiger Punkt des Arbeitsprogramms
sei die Mitgliederwerbung. Diese Frage sei grundsätzlicher
Natur. Es komme darauf an, daß die Mitglieder bereit seien,
tätig zu sein. Es müsse eine Aktivierung aller gestaltenden
Kräfte durchgeführt werden. Jeder müsse werben und mit-
arbeiten, um die Werkbundidee weiter ins Land zu tragen.

Pg. Wendland streifte dann u. a. die Ausstellungsfrage. Im
allgemeinen würden zur Zeit zu viele Ausstellungen veranstaltet.
Jede Stadt, die eine Ausstellungshalle besitze, mache jährlich
4—5 Ausstellungen. Darunter leide die Qualität, da die Industrie
nicht genug Geld hat, um jede Ausstellung hochqualitativ zu
beschicken. Wendland rät deshalb, daß der Werkbund sich
auf die Ausstellungen beschränke, bei denen er die gesamte
Leitung erhalte und voll verantwortlich sei. Wegen der
Olympiade 1936 würde bereits heute mit den zuständigen
Stellen verhandelt; denn für eine derartige Veranstaltung müsse
Deutschland und vor allen Dingen die Reichshauptstadt das
Erlesenste seiner schöpferischen Arbeit zeigen.

Im Anschluß an die Ausführungen von Wendland war eine
mehrstündige Aussprache, die zur Klärung aller schwebenden
Fragen führte. Nachmittags erstatteten die Landesleiter ein-
gehend Bericht über die Lage in ihren Bezirken. Die An-
wesenden waren sich einig, daß sie mit ihren Ämtern im Werk-
bund eine heilige Pflicht übernommen haben, die sie als
Nationalsozialisten ganz zu erfüllen versprachen.

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