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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 9.1934

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Lüers, Heinrich: Von guter Buchbinderarbeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.13712#0046

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nur die Art der Heftung ist verschieden, auch die qualitative
Bewertung der Heftung. Der Fachmann sagt beispielsweise von
einem Buch, daß es auf „4 Bünde" geheftet sei, was bedeutet,
daß es entweder auf vier Bandstreifen irgendeines Materials
aus Leder, Leinen usw. geheftet ist, oder auf vier Kordeln.
Bei der letzteren Art ist wieder zu unterscheiden zwischen einer
Heftung auf „echte Bünde" und der Heftung der vorher mit
einem Fuchsschwanz eingesägten Bogen. Alte Bücher sind
durchweg auf „echte Bünde" geheftet, die auf dem Rücken
als erhabene Wülste deutlich erkennbar sind und dabei auf
eine handwerkliche Bindung des Buches hinweisen (Bild 5).
Das Gegenstück dieser hochqualifizierten Heftung ist das
Heften der eingesägten Bogen. Bei diesem Arbeitsvorgang wird
mit wenig Achtung vor einer andern handwerklichen Leistung,
eben der des Druckers, ein Werkstück beschädigt, um dadurch
seine eigene Arbeitsleistung zu vereinfachen und zu be-
schleunigen. Eine Arbeit, die bestimmt nicht gutzuheißen ist,
zumal die Qualität des Einbandes darunter leidet (Bild 6).
Weitere Möglichkeiten der Handheftung finden wir in der
Heftung auf Band, auf Pergament- (Bild 7) oder Lederriemen
und dann im „Holländern" der Bogen. Der Bogen wird beim
Holländern nur durch zwei oder drei Stiche zusammengehalten,
so daß ein späteres Einbinden der Bücher sehr leicht möglich
ist. Die Maschinenheftung nimmt wegen ihrer wirtschaftlichen
Bedeutung eine Sonderstellung in Industrie und Handwerk ein.
Fast sämtliche Arten der Handheftung können auf der Ma-
schine hochwertig ausgeführt werden. Aus diesem Grunde ist

auch der handwerkliche Betrieb nicht mehr abgeneigt, sich
diese Leistungen zunutze zu machen (Bild 9). Es muß aber auch
gesagt werden, daß ideelle Gründe gegen die Maschinen-
heftung bei dem hochwertigen Handeinband sprechen, wenig-
stens noch so lange, als wir uns nicht zu einer neuen Form des
Buches im Rahmen einer Veränderung der Drucktechnik und
somit zu einem neuen Begriff „Buch" durchgearbeitet haben.

Nach dem Heften wird das Buch am Rücken „geleimt", um
dadurch den Zusammenschluß der Bogen zu schaffen, der für
die späteren Arbeitsvorgänge eine Voraussetzung bildet. Die
runde Form des Buchrückens wird mit dem Hammer gebildet
(Bild 8), und dann durch das „Abpressen" gefestigt (Bild 10).
Technisch wird das „Abpressen" so ausgeführt, daß mit einem

9 (rechts) Möglichkeiten der Maschinenheftung (zur Verfügung gestellt

von der Maschinenfabrik Gebr. ßrehmer, Leipzig-Plagwitz)

10 (links) Abpressen des Buches

11 In dieser Weise werden die Eogen herübergedrückt

12 Der tiefe Falz

13 Abgepreßt für den Leinenband

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