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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 9.1934

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Lüers, Heinrich: Von guter Buchbinderarbeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.13712#0053

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30 „Ansetzen" der
Buchdeckel

31 Schematische Skizze zum „angesetzten Deckel"

Eine kurze Betrachtung über die Verwendung von Einband-
deckeln ist letzt angebracht. Materialkundlich gesehen war
die Verwendung von Holz für Buchdeckel nicht gerade
glücklich, da es durch seine hygroskopischen Eigenschaften
besonders stark den Temperatureinflüssen unterworfen war.
Dies wirkte sich im Verziehen der Deckel aus, wenn die Luft
sehr trocken oder sehr feucht war. Hier finden wir letzt auch
einen ursächlichen Zusammenhang mit dem Buchschloß,
welches einmal die Deckel zusammenhalten und zum andern
auch das Bauschen der wenig geleimten Papiere verhindern
sollte. Heute können beide übelstände durch entsprechende
Klebstoffanwendung und Papierherstellung vermieden bzw. auf

ein Mindestmaß herabgedrückt werden. Gerade in bezug auf 32 Doppe|le Bünde„ sind durch den Deckel gezogen
das Verziehen der Deckel und seine Ursachen, sowie der
Anwendung verkehrt laufenden Papiers im Buch, sind kürzlich
neue Erkenntnisse und Folgerungen veröffentlicht worden.

DerLederrücken. Wenn die Deckel „angesetzt" und das
Kaptal „umstochen" sind, wird der Buchrücken entsprechend be-
arbeite;-, um dann mit dem Leder beklebt zu werden. Es ist selbst-
verständlich, daß der Rücken tadellos vertikal sein muß. Diese
Vertikale kann aber sehr leicht durch eine schlechte Verarbeitung
des Ledereinschlages zerstört werden (Bild 33 und 34). Das Leder
ist in bezug auf seine Verarbeitung sehr stark differenziert.
Schweinsleder wird anders verarbeitet als Ecrasee und dieses
wieder anders wie Saffian oder Schafleder. Maroquin erfordert
andere Verarbeitungskenntnisse wie Kalbleder usw. Um
das Leder verarbeiten zu können, muß es mit Hand oder
Maschine geschärft werden, das heißt, daß der Einschlag am
Kaptal sowie das Leder im „Gelenk" (Falz) dünner gearbeitet
werden muß. Im andern Falle würden sich die Deckel schlecht
aufmachen lassen. Die meisten Lederarten werden trocken
geschärft, einige im feuchten Zustande (Bild 35 und 36).
Die Verarbeitung erfolgt mittels Kleister. Leim würde das
Leder brüchig machen. Zur Erhaltung der schönen Leder-
narben ist es oft nötig, die Pappe mit Leim anzuschmieren
und das Leder dann erst aufzukleben. Das „Einschlagen" am
Kaptal erfolgt immer mit Kleister. — Nachdem die Bünde
im Leder vorher mit einem Falzbein herausgearbeitet worden

sind, wird das Leder mit Kleister angeschmiert und weichen 34 Der Buchrücken ist für das Bekleben mit Leder vorbearbeitet

33 So darf ein Buch nicht aussehen

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