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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 9.1934

DOI Artikel:
Wendland, Winfried: Die Lage in der kirchlichen Kunst
DOI Artikel:
Dexel, Walter: Die Rundkirchen der Insel Bornholm
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https://doi.org/10.11588/diglit.13712#0059

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anderen durch die Ueberführung aller repräsentativen Auf-
gaben an ihn, weil letztlich diese repräsentativen Aufgaben,
um die eine starke Kirche niemals herumkommt und deren sie
dringend bedarf, ohne den Künstler nicht denkbar sind. Der
Künstler hat nun einmal seine von Gott gestellte Aufgabe im
menschlichen Leben, diese Dinge Gestalt werden zu lassen.
Diese Aufgabe ist nicht vom Kunsthistoriker oder künstlerisch
interessierten Theologen zu leisten, weil ihnen letztlich die prak-
tische Möglichkeit der Gestaltung fehlt und sie leider heute
fasi- alle noch mehr aus der Schule des Ästhetizismus oder des
Historismus kommen und gewohnt sind, falsche Maßstäbe an-
zulegen. Aber schon sammelt sich eine iunge Künstlerschaft,
die über diese formalen, ästhetischen Prinzipien hinaus zu
wirklicher künstlerischer Gestaltung vordringen will. Jedoch,
die Aufgabe, die im Diesseits liegt, ist nicht restlos erschöpfend,
sondern allein die aus dem Jenseits, nämlich aus der Sphäre
des religiösen Erlebens. Sie vermag den Künstler auch zu
befruchten, daß er über den Tag hinaus den rechten Dienst

am Evangelium tun kann. Die Diskussion über ästhetische Pro-
bleme ist abgeschlossen. Die Diskussion über historisch oder
nicht historisch berührt uns nicht mehr. Für uns heißt es jetzt,
Ideen und Verkündigung Gestalt werden zu lassen im Werk
des Künstlers. So müssen wir diese Künstler herausführen; wir
können nur von uns aus die Wege ebnen, die einmal durch
die Kirche selber, zum anderen durch die Künstlerschaft bereitet
werden können. Wenn wir dann zu einer religiösen Gestaltung
kommen, so ist es eine Gnade von oben; diese kann man nur
erhoffen und erbitten, herbeizuführen ist sie nicht, weder durch
Zeitschriften noch durch Einrichtungen irgendwelcher Art, noch
durch Erziehung von Laienschaft und Theologen. Das alles sind
Dinge der Wegbereitung. Wir brauchen heute mehr. Wir
wollen diese Mittel benutzen, aber wir wollen bekennen, daß
sie nur Mittel sind. Der Gnade von oben aber wollen wir
harren, denn sie wird nicht ausbleiben, wenn wir bereit sind.

Winfried Wendland, Berlin

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