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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 9.1934

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Dexel, Walter: Die Rundkirchen der Insel Bornholm
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https://doi.org/10.11588/diglit.13712#0062

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6 Olskirche von Osten

7 Oberstes Geschoß der Olskirche

beeinflußten Burgenbauten Frankreichs einige Spuren hinter-
lassen.

Die kunstlose Fügung des Mauerwerks der Rundkirchen, die
durch Masse die Qualität, durch Wucht die zünftige Bauweise
zu ersetzen suchte, deutet auf heimische Handwerker hin,
denen es an fachgerechter Ausbildung deshalb gefehlt haben
dürfte, weil der solide Steinbau in diesen Gegenden erst sehr
spät aufkam. Die Mauerstärken von 1—\'A Metern sind unver-
hältnismäßig groß, und doch hat das Mauerwerk nur eine
geringe Festigkeit. Außen war es aus unbehauenen Granit-
bausteinen und Findlingen zusammengefügt und im Mauerkern
mir Geröll und Mörtel ausgefüllt. Im Laufe der Jahrhunderte
mußten die Mauern vielfältig durch Strebepfeiler gestützt
werden, die sämtlich im ursprünglichen Bauplan nicht vor-
gesehen waren.

Der Hauptteil der Gebäude erhebt sich in zylindrischer Form
über annähernd kreisförmigen Grundriß (Bild 17). Die beiden
unteren Geschosse sind mit Ringtonnengewölben gedeckt, die
ihr mittleres Auflager auf der für Bornholm charakteristischen
starken Mitrelsäule erhalten (Bild 7). Die Maße schwanken
zwischen 14 und 17 Meter Durchmesser und 11 bis 13 Meter
Höhe der Außenmauer, die Gesamthöhen bis zur Dachspitze
zwischen 20 und 27 Metern. An den Hauptraum der Kapelle

schließt sich im Erdgeschoß nach Osten der ovale oder recht-
eckige Chor, an den wohl etwas später ursprünglich nicht vor-
gesehene Apsiden angebaut wurden. Die bauliche Verbindung
zwischen Hauptraum und Chor bedingt eine Abflachung des
kreisförmigen Grundrisses, die klar erweist, daß der Gesami-
bau von Anfang an für den doppelten Zweck, Kirche und
Wehrbau, angelegt war, und daß nicht etwa später ein vor-
handener Wehrturm zu einer Wehrkirche umgebaut worden ist.

Das zweite Geschoß, wesentlich niedriger, mit unverputzten
Wänden und rohem Steinfußboden, beinahe ohne Fenster,
diente als Zufluchtsraum für die Gemeinde in höchster Gefahr
(Bild 12). Darüber liegt das eigentliche Verteidigungsgeschoß
mit dem Wehrgang (Bild 11) und den Zinnen in der äußeren
Mauer, die heute, wenn auch größtenteils zugemauert, doch
noch deutlich erkennbar sind. Eine Ausnahme bildet die im
Norden der Insel gelegene Olskirche, bei der 9 fensterartige
Offnungen der Verteidigung gedient haben (Bild 1—7). Zur
Zeit werden diese Fenster anläßlich einer großen Reparatur
wieder ausgebrochen, die sich durch das Ablösen eines großen
Teiles der äußeren Mauerschicht notwendig gemacht hat.

Der Mittelpfeiler geht bei allen Kirchen bis zur Höhe der
Außenmauer durch, in seiner Stärke bei der Nylarskirche z. B.
sogar in den Obergeschossen noch zunehmend. In der größten
der 4 Kirchen, der Oesterlarskirche (Bild 8) (Laurentiuskirche),

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