größere Ausmaße. Kapellenartige Vorbauten und reichere Be-
pflanzung aus der ebenerwähnten Vegetation geben Bilder
ganz eigenwilliger Prägung, die sich da steigern, wo Grüfte
und Sarkophage, zum Teil mit künstlerisch wertvollem, plasti-
schem Schmuck versehen, die ernste ausdrucksvolle Monotonie
der Wände durchbrechen.
Aber es gibt kaum Eindrucksvolleres auf dem ganzen großen
Gelände als diese Wände, in denen durch Tafeln von der
Außenwelt getrennten Kammern die Toten in fünf bis sieben
Etagen neben- und übereinander ruhen. Sie entsprechen so
etwa den Reihengräbern unserer Friedhöfe, die ja auch in
ihrer konsequenten Wiederholung zu den ausdrucksvollsten
Teilen der Anlage zählen.
Barcelona selbst hat neben dieser Zentral-Totenstadt noch
mehrere kleinere Cementerios, die in den Vorstädten verstreut
liegen. Aber es lohnt sich, diese hinter berankten und blühen-
den Mauern heute träumenden Stätten aufzusuchen, und in
ihren Straßen und Gassen sinnend zu verweilen. Wir stiegen
über Terrassen, unter denen Sarkophage verborgen sind, stiegen
an freistehenden Marmorsarkophagen vorüber, nehmen den
Abendduft köstlicher Daturen mit auf den Weg, und gelangen
dann im Auf und Ab in die wundersam rhythmischen Häuser-
zeilen.
Tiefschwarze Schatten säumten rotbraune Ziegelgrate, und
blendend weiße Namensplatten, die tags zuvor, am Tage
Allerseelen, mit Palmenwedeln, Sträußen und buntschillernden
Kränzen geschmückt waren.
Über diesem bunten Geflimmer aus blendendem Licht und
unheimlich düsteren Schatten breitete sich der phantastisch
tiefblaue Himmel dieses sonnengesegneten Landes.-
Wer die Grenze zwischen Frankreich und Spanien im kleinen
Mittelmeerstädtchen Porteau passiert, gelangt in mehrstündiger
Fahrt in Richtung Gerona—Barcelona auch an den am Mittel-
meer bevorzugt liegenden Fischer- und Badeort Arenys de mar.
Ein Stündchen Muse zum Besuch seines Cementerios sollte sich
|eder gönnen. Auch hier dasselbe überraschende Bild. Nur
eindrucksvoller in seiner architektonischen Gliederung, ein-
dringlicher in seinem Aufbau, um eine grüne, mit alten Zypressen
umstandene Fläche. Wir standen auf seinem höchsten Punkt
im sonnigen Totenhof, auf dem Sarkophage und Statuen
standen. Wir genossen von der Höhe herab den unvergeß-
lichen Blick in die flimmernden Fernen eines uns bisher un-
bekannten Landes, auf die smaragdgrüne Fläche des Mittel-
meeres, die sich am Horizont der Unendlichkeit sichtbar gegen
den azurblauen Himmel abzeichnete.
Ein Rechteck, sanft gestuft bis zum höchsten Punkt, umgeben
mit jenen schatten-unterbrochenen Kammerwänden, hier vier-
und fünfstöckig aus Ziegeln gemauert und weiß verputzt,
durchkreuzt und unterbrochen von herrlichen Zypressen-Alleen,
Mäuerchen und Treppen. Auf höchstem Punkt ragt die Kapelle
blendend weiß und mahnend in das Land. Das ist die Toten-
stadt einer spanischen Bevölkerung, die kaum hierorts fünf-
tausend Seelen zählen mag. Harry Maasz, Lübeck
pflanzung aus der ebenerwähnten Vegetation geben Bilder
ganz eigenwilliger Prägung, die sich da steigern, wo Grüfte
und Sarkophage, zum Teil mit künstlerisch wertvollem, plasti-
schem Schmuck versehen, die ernste ausdrucksvolle Monotonie
der Wände durchbrechen.
Aber es gibt kaum Eindrucksvolleres auf dem ganzen großen
Gelände als diese Wände, in denen durch Tafeln von der
Außenwelt getrennten Kammern die Toten in fünf bis sieben
Etagen neben- und übereinander ruhen. Sie entsprechen so
etwa den Reihengräbern unserer Friedhöfe, die ja auch in
ihrer konsequenten Wiederholung zu den ausdrucksvollsten
Teilen der Anlage zählen.
Barcelona selbst hat neben dieser Zentral-Totenstadt noch
mehrere kleinere Cementerios, die in den Vorstädten verstreut
liegen. Aber es lohnt sich, diese hinter berankten und blühen-
den Mauern heute träumenden Stätten aufzusuchen, und in
ihren Straßen und Gassen sinnend zu verweilen. Wir stiegen
über Terrassen, unter denen Sarkophage verborgen sind, stiegen
an freistehenden Marmorsarkophagen vorüber, nehmen den
Abendduft köstlicher Daturen mit auf den Weg, und gelangen
dann im Auf und Ab in die wundersam rhythmischen Häuser-
zeilen.
Tiefschwarze Schatten säumten rotbraune Ziegelgrate, und
blendend weiße Namensplatten, die tags zuvor, am Tage
Allerseelen, mit Palmenwedeln, Sträußen und buntschillernden
Kränzen geschmückt waren.
Über diesem bunten Geflimmer aus blendendem Licht und
unheimlich düsteren Schatten breitete sich der phantastisch
tiefblaue Himmel dieses sonnengesegneten Landes.-
Wer die Grenze zwischen Frankreich und Spanien im kleinen
Mittelmeerstädtchen Porteau passiert, gelangt in mehrstündiger
Fahrt in Richtung Gerona—Barcelona auch an den am Mittel-
meer bevorzugt liegenden Fischer- und Badeort Arenys de mar.
Ein Stündchen Muse zum Besuch seines Cementerios sollte sich
|eder gönnen. Auch hier dasselbe überraschende Bild. Nur
eindrucksvoller in seiner architektonischen Gliederung, ein-
dringlicher in seinem Aufbau, um eine grüne, mit alten Zypressen
umstandene Fläche. Wir standen auf seinem höchsten Punkt
im sonnigen Totenhof, auf dem Sarkophage und Statuen
standen. Wir genossen von der Höhe herab den unvergeß-
lichen Blick in die flimmernden Fernen eines uns bisher un-
bekannten Landes, auf die smaragdgrüne Fläche des Mittel-
meeres, die sich am Horizont der Unendlichkeit sichtbar gegen
den azurblauen Himmel abzeichnete.
Ein Rechteck, sanft gestuft bis zum höchsten Punkt, umgeben
mit jenen schatten-unterbrochenen Kammerwänden, hier vier-
und fünfstöckig aus Ziegeln gemauert und weiß verputzt,
durchkreuzt und unterbrochen von herrlichen Zypressen-Alleen,
Mäuerchen und Treppen. Auf höchstem Punkt ragt die Kapelle
blendend weiß und mahnend in das Land. Das ist die Toten-
stadt einer spanischen Bevölkerung, die kaum hierorts fünf-
tausend Seelen zählen mag. Harry Maasz, Lübeck