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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 9.1934

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Nation stören. Erst als es zum Sterben geht, finden die zwei
Frauen, die ihm nahe standen, zu ihm zurück: nach langer
Entfremdung, die eine, weil sie ihn nicht mehr verstehen konnte,
die andere, weil sie den hoffnungslosen Kampf gegen seine
puritanische Reinheit einsehen mußte. Und der Sterbende
horcht auf den brausenden Sturm, der ihm in seiner elemen-
taren reinigenden Kraft doch am nächsten ist, bis er die
Augen schließt. Herbert von Oelsen, Berlin

Der Wohngarten. Von Guido Harbers, München.
210 Seiten, 453 Bilder, Tabellen. Verlag Callwey, München. —
Im vergangenen Jahr hatte ich als Schriftleiter der Deutschen
Bauzeitung dieses Buch kurz „ein Hoheslied auf wahre
Gartenkultur" genannt und erwähnt, daß noch selten mit der-
artiger Allgemeinverständlichkeit die Elemente des Garten-
raumes und die Bauelemente des Wohngartens behandelt
wurden. Ich möchte dies an dieser Stelle wiederholen und
hinzufügen, daß der Wert des Buches in der überzeugenden
Kraft liegt, mit der die Bilder zu jedermann sprechen, werben
für eine Veredelung der Umwelt. Der sparsame Wohngarten,
eine heute überaus wichtige Frage, das Hauptthema des
Buches, wird gründlich methodisch untersucht und volkstümlich
erläutert. Bücher wie dieses, die den Hunger nach einer
hohen Kultur wecken und stärken, die uns traurig werden
lassen darüber, daß wir so viel verloren haben, was das Leben
köstlich macht, die umgekehrt uns stärken für die Mitarbeit
am kulturellen Aufbau, sollten von Staatswegen wie politische
Bücher verbreitet werden. Heiss

Der Kreuzzug gegen den Gral von Otto Rahn.
Urbanverlag, Freiburg im Breisgau. ■—■ Es ist bestimmt nicht
unwesentlich für unsere Zeit der Um- und Neuordnung, ein
Buch wie das vorliegende kennen zu lernen, das eine hohe
Kultur schildert, aus der Wolfram von Eschenbach den Stoff
zu seinem „Parsifal" nahm. Mit großer Kunst formt der Ver-
fasser seine mühselige und tiefgründige Forscherarbeit in den
Höhlen der Pyrenäen zu einem erschütternden Dokument des
Heldenkampfes einer auf uralte Überlieferung sich stützenden
Gemeinschaft von „Ketzern". Die geschichtliche Tatsächlichkeit
der Personen aus Wolframs Epos wird schlagend bewiesen,
jener Personen, die die blühenden Länder an der C6te ver-
meille beherrschten und schon zu Beginn des 13. Jahrhunderts
jede Form von Eigennutz ablehnten.

Herbert von Oelsen, Berlin

Gesundes deutsches Handwerk von Robert
Poeverlein. Verlag E. A. Seemann, Leipzig. 1 Mark. — In den
„Schriften zur deutschen Lebenssicht" ist ein Büchlein erschienen,
das alle brennenden Fragen des Handwerks tiefschürfend be-
handelt, über die große Sachkenntnis des in diesen Dingen
erfahrenen Mannes hinaus zeigt es einen erstaunlichen Reich-
tum an innerem Leben. Die Schlußworte sind uns so aus der
Seele gesprochen, daß wir sie hier vollinhaltlich zum Abdruck
bringen möchten: „. . . Auf welchen Gebieten aber auch
immer handwerkliche Arbeit gefordert und geleistet wird, stets
sind als notwendige Voraussetzung für ein gutes Gelingen
des Werkes beseeltes und lebendiges, lieb- und freudvolles,
verantwortungsbewußtes und volksverbundenes Schaffen auf
Seite des Handwerks, Vertrauen, Verständnis für meisterliche
Arbeit und für die Wichtigkeit eines gesunden Handwerker-
standes und damit die Verpflichtung zur Gewährung angemes-
sener Preise auf der Verbraucherseite zu fordern. Zusammen-
fassend kann gesagt werden, daß das Handwerk wieder
besseren Tagen entgegengehen und auch beim Aufstieg und
bei der Führung deutscher Kultur mitbestimmend werden kann,
wenn folgende Richtlinien beachtet werden: Ein straffer stän-
discher Aufbau hat für strengste Sichtung nach Leistung und
Gesinnung, für Hochhaltung der Qualität zu sorgen. Das Hand-
werk muß sich auf die Merkmale seines Schaffens wieder restlos

besinnen, muß wieder genug Lebensmut und Lebenskraft zur
Selbsthilfe aufbringen und sich seiner wichtigen Kulturaufgabe
bewußt werden. Der Handwerker muß in erster Linie aus
Freude an der Arbeit und aus Liebe zum Werkstoff ein Ding
um seiner selbst willen gestalten und danach streben, mit seiner
seelenvollen Arbeit wiederum die Seele des Besitzers oder
Beschauers eines Werkstücks zum Klingen und Schwingen zu
bringen, muß — getragen von Handwerksehre und Handwerks-
stolz — sein Werk wichtiger nehmen als seinen Geldwert und
muß ferner zum Ausgangspunkt seines Schaffens das Leben
von heute machen und die gute handwerkliche Tradition unter
stetiger Läuterung und in voller Anpassung an die Erfordernisse
der Gegenwart weiterführen. Er muß sich die großen Meister
der Vergangenheit und ihre Leistungen zum Vorbild des eigenen
Lebens und Schaffens nehmen. Der handwerkliche Nachwuchs
muß wieder lernen, für eine höhere Idee, für Vaterland und
Heimat, für kulturelle Ziele zu arbeiten, bei denen das Men-
schentum als das Wertvolle der Zeit vorangestellt wird und
muß in seinem Lehr- und Schulmeister neben dem erfahrenen
Fachmann auch wieder den hochwertigen Menschen und
Freund sehen und verehren. Eine gediegene Meisterlehre hat
neben der Erziehung zu technischer Fertigkeit und Gründlichkeit
und zu einer anständigen Werkgesinnung ein persönliches Ver-
hältnis und eine Werkgemeinschaft zwischen Meister, Gesellen
und Lehrlingen zu schaffen. Die Fachschule muß neben einer
sorgfältigen handwerklichen Ausbildung Gemeinschafts- und
Kameradschaftsgeist pflegen und die Jugend mit den Erforder-
nissen und Bedürfnissen unserer Zeit, mit der Beherrschung
der heute gebräuchlichen Stoffe und Techniken, aber auch mit
den Begriffen Volkstum und Heimat vertraut machen. Die
Künstler haben im Handwerker nicht ein willfähriges Werkzeug
ihrer Ideen und Wünsche, sondern einen seelenvollen, den-
kenden Menschen mit technischer Erfahrung und reichem
Können zu erblicken. Künstler und Handwerker müssen sich
in schöpferischer Erfindungsgabe und bildender Geschicklichkeit
gegenseitig ergänzen. Die Auftraggeber müssen zum Handwerk
wieder volles Vertrauen haben können, indem sie die verlangte
hochwertige Leistung auch erhalten, sie müssen aber diese
Arbeit auch angemessen entlohnen. Reich und Staat müssen im
Handwerk wieder mehr als bisher ein wichtiges Glied des Volks-
ganzen sehen und ihm die zur Lebensfähigkeit und Weiterentwick-
lung notwendige Förderung angedeihen lassen. Wenn nach diesen
Richtlinien verfahren wird, dann wird auch die Zeit nicht mehr
ferne sein, in der sich der handwerklichen Arbeit die dem
Menschen angeborene Freude am Schmuck wieder zugesellt, in
der ein überströmendes und über das reine Zweckbedürfnis
hinaus gesteigertes Lebensgefühl wieder das Schöpferische im
Menschen lebendig werden läßt, in welcher der Handwerker
nicht mehr Diener, sondern Beherrscher von Technik und
Maschine sein wird. Dann wird, wenn auch die wirtschaftlichen
Voraussetzungen dazu gegeben sind, der heutigen Zeit der
Überbetonung des zweckhaften und verstandesmäßigen Ge-
staltens zwangsläufig eine Verinnerlichung, eine erhöhte Be-
tonung des Seelenmäßigen und damit ein neuer Aufschwung
handwerklicher Kultur und handwerklicher Wertgeltung mit
Sicherheit folgen. Dieser Aufschwung wäre aber ohne die
gegenwärtige Rückkehr zum Einfachen und Wahrhaften, ohne
den ganzen Läuterungs- und Reinigungsprozeß der letzten
Jahrzehnte, aber auch ohne die wegbereitende Einigung von
Volk und Nation und das Besinnen auf ihre ewig wirksamen
erdgebundenen Kräfte niemals möglich gewesen. Eingedenk
seiner hohen Aufgaben und stolz auf seine wichtige Mission
wird das deutsche Handwerk in einem geeinigten Vaterland
sein höchstes Streben darin sehen, wieder die machtvolle
Stellung zu erringen, die es zur Zeit der Blüte befähigte, Bringer
und Verbreiter deutschen Wesens und Träger deutscher Kultur
zu sein." Bolte

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