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Die Gartenkunst — 27.1914

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Nr. 2
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Hoemann, Reinhold: Die Grünanlagen der kleinen Rheinstädte
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https://doi.org/10.11588/diglit.20974#0030

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als Gegenbeispiel so oft mit beißendem Spott
beschrieben haben. So sehen sie aus, diese An-
lagen, und sind dabei oft die Freude und der
Stolz der Verschönerungs-Vereine und der Stadt-
verordneten-Kollegien !

Wie töricht und geradezu lächerlich ist es
doch, solche Machwerke und noch dazu auf so
unzulänglichem Gelände in die große und schöne
Rheinlandschaft hineinzubauen. Welchen Miß-
klang bringen sie in das sonst so freundliche
Stimmungsbild der Kleinstadt! Wie unorganisch
stehen sie zu dem Städtebild einerseits und zu
dem Landschaftsbild andrerseits!

Oft verdanken diese „Anlagen" ihr Entstehen
dem Gedanken, wir müssen unser Städtchen für
die vielen Gäste, die uns aus aller Herren Länder
das blanke Geld hier an den Rhein bringen,
schmücken und zieren, wir müssen dem Fremden
„etwas bieten". Wie herzlich gleichgültig sind
aber diese Miniaturlandschaften dem Fremden,
der sie über dem großen Landschaftsbild über-
sieht oder sie gänzlich mißachtet, während er
mit Behagen unter den alten Alleen geschnittener
Laubbäume, die von altersher für die Rhein-
städtchen charakteristisch sind, einherwandelt,
sich dort auf eine Bank setzt und das Leben an
und auf dem Strom beobachtet und sich ärgert,
wenn so eine halbstädtische „Anlage" sich zwi-

schen diesen schönen Laubgang und den Strom
schiebt, jede Aussicht verdeckend.

Nun aber erhebt sich die Frage, wie sollen
diese Uferanlagen gestaltet sein? Ich denke, wie
überall, so auch hier, ergibt sich die Gestaltungs-
art dieser Grünanlagen zunächst und zum großen
Teil aus dem Zweck, den sie zu erfüllen haben.
An schönen lauen Sommerabenden ist es ein
besonderer Genuß, am Ufer des Rheins zu lust-
wandeln, und auch sonst ist der Strom immer
der große Magnet, der die Aufmerksamkeit aller
zuerst auf sich lenkt. Am Flusse bequem und
schön auf und ab zu wandeln, am Ufer zu sitzen
und das unvergleichliche Rheinpanorama zu ge-
nießen, das ist's, was man will, und daraus ergibt
sich folgerichtig, daß am Ufer breite, bequeme
Promenaden angelegt werden, welche diesem
Zweck Rechnung tragen. Das ist die erste und
Hauptaufgabe, welche erfüllt werden muß, und
die Schaffung guter und schöner Uferpromenaden
ist zunächst viel wichtiger, wie die von „Anlagen".

Da man hierbei, wie schon vorher angedeutet,
den Bewohnern der Uferstraßen und den vielen
vom Fremden-Verkehr lebenden Gasthäusern
nicht den Blick auf den Strom versperren darf,
so ergibt sich des weiteren, daß die übliche Art
der flachgezogenen Baumallee die beste und bil-
ligste Lösung der gestellten Aufgabe bietet, wenn-

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