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Die Gartenkunst — 27.1914

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Nr. 2
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Heicke, C.: Wettbewerb Rheinuferanlagen Andernach
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https://doi.org/10.11588/diglit.20974#0034

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und „Symetrie") mit Anerkennungspreisen von
300 Mk. ausgezeichnet.

Wir bringen außer dem Lageplan des Ge-
ländes, wie es zurzeit liegt, die Grundrisse der
drei prämiierten Entwürfe sowie des angekauf-
ten Antwurfs „Symetrie" auf Seite 25 bis 29
sowie die dazu gehörigen Ansichten vom Rhein
aus und bemerken zu den einzelnen Arbeiten
kurz folgendes.

Die Entwürfe zeichnen sich bei der Ver-
schiedenartigkeit im einzelnen durch eine ge-
wisse Gleichartigkeit der Auffassung aus. Wer
die Lagepläne betrachtet und die Schaubilder zu
Rat zieht und am Rhein bekannt ist, hat diesen
Arbeiten gegenüber sofort die Empfindung, das
gewohnte, ihm von seinen Rheinfahrten im Ge-
dächtnis gebliebene Bild eines der trauten ge-
mütlichen Rheinorte in seiner typischen Eigenart
vor sich zu sehen. Die Entwürfe knüpfen an die in
diesen Orten noch überall wahrnehmbare gute
Tradition an und bringen nichts, was fremdartig
aus ihrem traulichen Rahmen herausfallen könnte.
Flächenbehandlung, Umrißlinien der Baulich-
keiten und die mit ihnen zusammengehende Ver-
teilung ruhiger Baumgruppen sind geeignet, das
reizvolle Stadtbild, welches das alte Andernach
bietet, wirkungsvoll zu vervollständigen.

BeimEntwurf „Bodenständig" (Stähler&Horn,
Gießen & Gerhartz, Seite 25) befriedigt in hohem
Maße die Behandlung der Baugruppe, welche auf
dem vorgesehenen Baublock zur Verdeckung der
unscheinbaren alten Häuser an der Stadtmauer
gefordert war. In echt rheinischen Formen schlies-
sen sich die Giebel malerisch aneinander an. Nicht
so ganz möchte ich mich mit der Anordnung der
Arkaden einverstanden erklären, die sich an-
schließend an diese Baugruppe am Rheinufer
entlang erstrecken. Eine Variante ohne diese
Arkaden, die die Verfasser vorgelegt haben,
dürfte vorzuziehen sein. Die Aufteilung des Ge-
ländes und seine Bepflanzung mit Baumreihen
ist befriedigend und erfüllt in ihrer einfachen
Zweckmäßigkeit vollauf die Forderungen, die
man unter solchen Verhältnissen zu stellen be-
rechtigt ist.

Der Entwurf „Der schönen Stadt am grünen
Rhein" (Foeth, Recht und Bachmann, Seite 27)
hat im Gegensatz zu der sich in hübsche Einzel-
häuser auflösenden Häuser-Reihe des erstge-
nannten Entwurfs für den Baublock eine ein-
heitliche Form gewählt, die vielleicht etwas
zu monumental für Zweck und Örtlichkeit wirkt.
Aus dem Schaubild könnte man fast eine in ein-
fachen Formen gehaltene Schloßanlage, wie man
sie auch am Rhein mehrfach antrifft, hinter
dieser durch starke Betonung der Eckbauten und
der Mitte gehobenen Häusergruppe vermuten.
Immerhin ist aber auch diese Lösung zufrieden-
stellend. Der Hauptvorzug dieser Arbeit liegt
meines Erachtens in der sehr geschickten Auf-

teilung des Geländes, insbesondere in der Be-
handlung des Vorplatzes vor dem Rheintor und
dessen Flankierung durch kleinere Bauten. Auch
ist die Ausbildung einer gewissen Achse in der
Längsrichtung des Geländes anzuerkennen.

Die mit dem dritten Preis ausgezeichnete
Arbeit „Motto Rheinlied" (Beck, Seite 28) bringt
eine ruhige Gestaltung der Fassaden des Bau-
blockes, die trotz starker Zusammenfassung den
Charakter bürgerlicher Familienhäuser gut zum
Ausdruck kommen läßt. Gegenüber den anderen
Entwürfen erscheint jedoch die Aufteilung des
Geländes wenigstens im oberen Teile etwas weit-
gehend. Auch ist das alte Stadttor nach der
Rheinseite hin durch das davor angeordnete
Empfangsgebäude etwas beeinträchtigt. Daß auch
diese Arbeit eine Lösung von guter Raumwirkung
bildet, läßt das Schaubild erkennen, welches nicht
die Stadt-Ansicht vom Rhein aus, sondern den
Blick in die Anlage rheinaufwärts darstellt. Ge-
rade dieses Bild zeigt den Vorzug einer solchen
Anordnung gegenüber den unruhigen parkar-
tigen Anlagen anderer Rheinorte, die Hoemann
bei seiner Besprechung im Auge hat, auf das
deutlichste. Die Baumreihen, welche amRheinufer
entlang angeordnet sind, dürften freilich keines
Falles aus hochkronig sich entwickelnden Bäumen
bestehen, es müßte vielmehr hier jene am Rhein
überall mit großem Geschick gehandhabte Aus-
bildung laubenartig flacher Kronen gewählt
werden.

Die Vorzüge des Entwurfes „Symetrie" (Ver-
fasser Architekt Dipl. ing. Karl Wach und Architekt
Gottfr. Frey, Höchst a. M. Seite 29), beruhen vor-
nehmlich in der klaren, den Verkehrsbedürf-
nissen entsprechenden Aufteilung des Platzes vor
dem Rheintor und in der Anlage des Aussichts-
platzes am Werft mit den beiden seitlichen Warte-
hallen; die stark gleichmäßige, dem Charakter
der bürgerlichen Einfamilienhäuser und kleinerer
Etagenhäuser nicht ganz entsprechende Architek-
tur ist gegenüber den anderen Projekten aber
weniger befriedigend.

Alles in allem darf man in diesen Lösungen
jedenfalls gute Beispiele derartiger Anlagen er-
blicken und anerkennen, daß hier Vorschläge ge-
macht sind, die in jeder Beziehung dem Zweck,
dem örtlichen Verhältnisse und den Anforde-
rungen, die man in schönheitlicher Beziehung zu
stellen berechtigt ist, genügen.

Bei dem Erfolg des Wettbewerbs bleibt zu
hoffen, daß die Stadtverwaltung die gegebenen
Anregungen auch wirklich nutzbar verwertet, und
wenn vielleicht die Kostenfrage bei einer Stadt
wie Andernach, die ja immerhin nicht mit den
Mitteln einer Großstadt arbeiten kann, Schwie-
rigkeiten verursachen sollte, so darf daraufhin-
gewiesen werden, daß sich in der Behandlung
im Einzelnen wohl manches zunächst in einfach-
ster Form ausführen läßt und daß es vor allen

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