Der deutsche Garten former, durchaus modern in daß er ein Kunstwerk darstellt; und unser Gefühl
seinem Denken, scheint Maumene bei allen künstleri- sträubt sich gegen das französische Pathos, das
sehen Eigenschaften recht nüchtern (positiv) zu sein. uns nur in seltenen Fällen angebracht scheint, diese
Er entwirft seinen Garten nach strengen Regeln, legt ausgesprochene Vorliebe für das „in Szene setzen",
großen Wert auf das Stoffliche (materiel), seine die wir überall finden. Hier sind in der Tat Unter-
Konstruktionen sind kräftig und dazu gemacht, ein schiede, über die mit Worten wenig gesagt ist; aber
Jahrhundert zu überdauern. Der Gartenplan ist — das muß noch einmal ausgesprochen werden —
einfach und klar bis zur Trockenheit, musterhaft ich bin sicher, daß in unserer Art zu denken und
bis zur Kälte. Auch die dem Nutzen dienenden zu formen die größeren Möglichkeiten liegen. Denn im
Gartenteile werden an ihrem Platze gezeigt und Grunde ist ja der französische Standpunkt, wenn auch
haben ihren Wert. Die deutschen Gärten besitzen unter anderen Vorbedingungen, etwas das wir über-
immerhin große Eigenschaften, es spricht aus ihnen wunden haben oder wenigstens bekämpfen : die Sucht,
ein geregelter und auf das Nützliche gerichteter überall „Palastfenster und Flügeltüre" anzubringen.
Geist, der doch des Künstlerischen nicht entbehrt. Bei dem Abschnitt, der den regelmäßigen Gärten
Der zweite Teil der Abhandlungen des Heftes gewidmet ist, wird je ein Garten von Hoemann und
ist im wesentlichen aus Äußerungen von Garten- von den Schweizern Mertens, Ammann und Schädlich
gestaltern zusammengestellt, bei denen Maumene gezeigt und besprochen. Wieder fällt hier auf, wie
sozusagen als geschickter Conferencier auftritt, indem der Franzose eifrig auf der Stilsuche ist, wie er das
er die verschiedenen Meinungen ordnet und ins rechte Geformte in eine Formel pressen muß; und weiter,
Licht setzt. Diese Äußerungen sind Antworten auf daß dem Franzosen bei allem Regelmäßigen die
eine viele Seiten lange Zusammenstellung von Fragen, Symmetrie eigentlich selbstverständlich ist, daß er
die den einzelnen vorgelegt wurden, und es gehörte sich in ein geregeltes aber zwangloses Nebeneinander
ein großes Maß von Selbstlosigkeit für den Gefragten nur schwer hineinfinden kann. Die Gegenüberstellung
dazu, ein solches Inquisitorium befriedigend zu be- von deutschen Gärten mit denen fremder Herkunft
antworten, während andererseits das Ergebnis nicht scheint mir immer von neuem zu beweisen, daß wir
recht befriedigt, jedenfalls nicht im Verhältnis zu mit Rücksicht auf unser Klima und die Bedingungen
der gewaltigen Arbeit des Veranstalter steht. unseres Lebens in den allgemeinen Grundsätzen auf
Recht gut ist der Abschnitt über das Zusammen- dem richtigen Wege sind. Vielleicht ist ein Mangel
arbeiten zwischen Architekt und Baugärtner, das an gestaltender Phantasie zu spüren; aber es ist
allgemein für nötig und sachlich als der richtige Weg immer besser, die Phantasie zu zügeln, solange das
angesehen wird. Es folgen dann im wesentlichen Können noch nicht auf hoher Stufe ist, als ihr die
Beschreibungen und Abbildungen einzelner Gärten, Zügel hinzugeben und Unheil mit ihr zu stiften,
die nach dem früher aufgestellten Arten-Schema Fast am Schluß des Heftes wird als Garten,
geordnet sind und ihrerseits wieder einzelne Fragen der sich der besonderen Lage und ihren Bedingungen
und Meinungen erläutern sollen. Eine Anmerkung anpaßt, eine Anlage des bekannten englischen Garten-
mag hier erlaubt sein: daß man sehr störend die gestalters J. Triggs gezeigt. Der Garten ist eigent-
Sorglosigkeit empfindet, mit der die Abbildungen lieh nicht besonders hervorragend, es gibt englische
und Pläne verteilt sind, ohne daß man weiß, zu Gärten von viel größeren Reizen; und doch ist er
welchem Aufsatz sie gehören. Daß die französischen bezeichnender für die englische Art, als die ver-
Gärten naturgemäß bei weitem überwiegen, die schiedenen deutschen Gärten für die ihre. Denn
anderen nur in Proben gegeben werden, wurde schon der englische Garten steht fest umrissen da und
gesagt. Auf der anderen Seite verdienen für unser jede kleinste Anlage gibt uns im Wesen die ganze
Gefühl die französischen Gärten nicht das hohe Lob, Art; hier wäre einmal am Platze, von einem „Stil"
das ihnen im Text gespendet wird. Wir machen für zu sprechen. Die Engländer wissen, was ein Garten
jeden kleinen Garten, so hoffe ich, nicht den Anspruch, heißt, in dem sie leben sollen. Victor Zobel.
Blick durch den Laubengang vor dem Niederdeutschen Bauernhans. Gartenbauausstellung Altona 1914.
Für die Redaktion verantwortlich: Gartendirektor Heicke, Frankfurt a. M. Selbstverlag der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst.
Druck der Königl. Universitätsdruckerei H. Stürtz A. G., Würzburg.
seinem Denken, scheint Maumene bei allen künstleri- sträubt sich gegen das französische Pathos, das
sehen Eigenschaften recht nüchtern (positiv) zu sein. uns nur in seltenen Fällen angebracht scheint, diese
Er entwirft seinen Garten nach strengen Regeln, legt ausgesprochene Vorliebe für das „in Szene setzen",
großen Wert auf das Stoffliche (materiel), seine die wir überall finden. Hier sind in der Tat Unter-
Konstruktionen sind kräftig und dazu gemacht, ein schiede, über die mit Worten wenig gesagt ist; aber
Jahrhundert zu überdauern. Der Gartenplan ist — das muß noch einmal ausgesprochen werden —
einfach und klar bis zur Trockenheit, musterhaft ich bin sicher, daß in unserer Art zu denken und
bis zur Kälte. Auch die dem Nutzen dienenden zu formen die größeren Möglichkeiten liegen. Denn im
Gartenteile werden an ihrem Platze gezeigt und Grunde ist ja der französische Standpunkt, wenn auch
haben ihren Wert. Die deutschen Gärten besitzen unter anderen Vorbedingungen, etwas das wir über-
immerhin große Eigenschaften, es spricht aus ihnen wunden haben oder wenigstens bekämpfen : die Sucht,
ein geregelter und auf das Nützliche gerichteter überall „Palastfenster und Flügeltüre" anzubringen.
Geist, der doch des Künstlerischen nicht entbehrt. Bei dem Abschnitt, der den regelmäßigen Gärten
Der zweite Teil der Abhandlungen des Heftes gewidmet ist, wird je ein Garten von Hoemann und
ist im wesentlichen aus Äußerungen von Garten- von den Schweizern Mertens, Ammann und Schädlich
gestaltern zusammengestellt, bei denen Maumene gezeigt und besprochen. Wieder fällt hier auf, wie
sozusagen als geschickter Conferencier auftritt, indem der Franzose eifrig auf der Stilsuche ist, wie er das
er die verschiedenen Meinungen ordnet und ins rechte Geformte in eine Formel pressen muß; und weiter,
Licht setzt. Diese Äußerungen sind Antworten auf daß dem Franzosen bei allem Regelmäßigen die
eine viele Seiten lange Zusammenstellung von Fragen, Symmetrie eigentlich selbstverständlich ist, daß er
die den einzelnen vorgelegt wurden, und es gehörte sich in ein geregeltes aber zwangloses Nebeneinander
ein großes Maß von Selbstlosigkeit für den Gefragten nur schwer hineinfinden kann. Die Gegenüberstellung
dazu, ein solches Inquisitorium befriedigend zu be- von deutschen Gärten mit denen fremder Herkunft
antworten, während andererseits das Ergebnis nicht scheint mir immer von neuem zu beweisen, daß wir
recht befriedigt, jedenfalls nicht im Verhältnis zu mit Rücksicht auf unser Klima und die Bedingungen
der gewaltigen Arbeit des Veranstalter steht. unseres Lebens in den allgemeinen Grundsätzen auf
Recht gut ist der Abschnitt über das Zusammen- dem richtigen Wege sind. Vielleicht ist ein Mangel
arbeiten zwischen Architekt und Baugärtner, das an gestaltender Phantasie zu spüren; aber es ist
allgemein für nötig und sachlich als der richtige Weg immer besser, die Phantasie zu zügeln, solange das
angesehen wird. Es folgen dann im wesentlichen Können noch nicht auf hoher Stufe ist, als ihr die
Beschreibungen und Abbildungen einzelner Gärten, Zügel hinzugeben und Unheil mit ihr zu stiften,
die nach dem früher aufgestellten Arten-Schema Fast am Schluß des Heftes wird als Garten,
geordnet sind und ihrerseits wieder einzelne Fragen der sich der besonderen Lage und ihren Bedingungen
und Meinungen erläutern sollen. Eine Anmerkung anpaßt, eine Anlage des bekannten englischen Garten-
mag hier erlaubt sein: daß man sehr störend die gestalters J. Triggs gezeigt. Der Garten ist eigent-
Sorglosigkeit empfindet, mit der die Abbildungen lieh nicht besonders hervorragend, es gibt englische
und Pläne verteilt sind, ohne daß man weiß, zu Gärten von viel größeren Reizen; und doch ist er
welchem Aufsatz sie gehören. Daß die französischen bezeichnender für die englische Art, als die ver-
Gärten naturgemäß bei weitem überwiegen, die schiedenen deutschen Gärten für die ihre. Denn
anderen nur in Proben gegeben werden, wurde schon der englische Garten steht fest umrissen da und
gesagt. Auf der anderen Seite verdienen für unser jede kleinste Anlage gibt uns im Wesen die ganze
Gefühl die französischen Gärten nicht das hohe Lob, Art; hier wäre einmal am Platze, von einem „Stil"
das ihnen im Text gespendet wird. Wir machen für zu sprechen. Die Engländer wissen, was ein Garten
jeden kleinen Garten, so hoffe ich, nicht den Anspruch, heißt, in dem sie leben sollen. Victor Zobel.
Blick durch den Laubengang vor dem Niederdeutschen Bauernhans. Gartenbauausstellung Altona 1914.
Für die Redaktion verantwortlich: Gartendirektor Heicke, Frankfurt a. M. Selbstverlag der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst.
Druck der Königl. Universitätsdruckerei H. Stürtz A. G., Würzburg.